
Unwetter


Nie
Wettergott will ich nicht sein.
Wer mit Kritik nicht umgehen kann, der werde niemals, und ich wiederhole: NIEMALS! Wettergott. Zum Glück gibt es nicht so unendlich viele Stellen als Wettergott zu besetzen, auch habe ich den Beruf des Wettergottes bislang noch nirgendwo als Ausbildungsberuf oder Studienabschluss gefunden. Entsprechend werden Wettergötter auch eher rar sein und die Dichte der dünnhäutigen Wettergötter entsprechend.
Das ist gut.
Warum?
Man stelle sich vor, man ist Müllmann. Da gibt es eigentlich nur dann schlechte Laune allerorten, wenn man seine Arbeit einstellt. Dann fängt es nämlich an zu stinken. Macht man aber seine Arbeit, dann sind die Leute froh weil der Müll weg ist.
Macht man hingegen als Wettergott seinen Job, dann gibt es Wetter. Und es ist völlig egal, was für Wetter man als Wettergott macht, es gibt IMMER einen Haufen Leute, die was zu meckern haben. Scheint die Sonne wird gemault weil alles so trocken ist und so heiß und die Pollen usw. usf.! Regnet es wird geschimpft weil alles nass und modderig und eklig ist. Hört es dann wieder auf zu regnen, dann war es wieder nicht genug. Regnet es weiter, dann bekommt man Depressionen wegen zu wenig Licht und was das denn überhaupt soll mit dem Regen und ÄÄÄH und BÄÄÄH. Steigt die Temperatur ist es zu heiß. Ist es aber nur zwanzig Grad warm ist es zu kalt. Ist es im November zwanzig Grad warm ist da auch falsch weil es soll ja Schnee liegen. Liegt dann Schnee, dann ist es zu glatt. Taut der Schnee dann wieder ist das auch Scheiße weil man dann so schlecht Schlitten fahren kann. Und überhaupt!
Zu heiß.
Zu trocken.
Zu nass.
Zu kalt.
Zu windig.
Zu schwül.
Zu dies und zu das.
Bei meiner derzeitigen Arbeit habe ich es mit Leuten zu tun, die im Finden von Ausreden warum sie denn gerade nichts machen können meisterhaft kreativ sind. Und die schieben in vielen Fällen das Wetter vor. Es ist erstaunlich, wie viele Leute da wetterfühlig sind! Man hat gelegentlich den Eindruck, die Leute seien betrübt darüber, dass sie keine Kriegsverletzungen haben, welche ziehen und schmerzen könnten bei sich ankündigendem Wetterwechsel.
Das allgemeine unzufriedene Gemurre über das Wetter ist meistens auf größere Gruppen verteilt, will sagen viele Leute sind zumindest temporär mit dem Wetter im Reinen. Die finden wenigstens die Hälfte der möglichen Witterungen gut. Nicht so bei meinem Klientel. Ich bin vielfach erstaunt darüber, dass die Leute, denen es im Winter zu kalt und zu feucht war mir bei Sonnenschein eröffnen, dass sie Hitze und Sonnenschein nicht vertragen und die Pollenbelastung ihnen zu schaffen macht, nur um mich bei der derzeitigen Wetterlage darüber aufzuklären, dass sie von Regengebieten Kopfschmerzen bekommen. Übermorgen hört der Regen auf. Dann zieht vermutlich das Knie und die Haut wird wegen mangelnder Flüssigkeitszufuhr von außen rissig. Und wenn Wolken sind, dann kann man wegen akuter Finsternis nix sehen und wenn die Wolken verschwinden verdunsten die Augen und wenn es windig ist hört man nichts und dies und jenes und vor allem auch noch das!
Schlimm.
Zu heiß.
Zu trocken.
Zu nass.
Zu kalt.
Zu windig.
Zu schwül.
Zu dies und zu das.
Wettergott will ich nicht sein.
Ums Verrecken nicht!

Appell
Drei Tage Sturmtief! Drei Tage Wetterwarnung! Drei Tage grässlichstes Sauwetter! Inklusive Lebensgefahr! Allerorten! Angst! Panik! Weltuntergang! Das Jüngste Gericht! Die apokalyptischen Reiter traben vor meinem Fenster auf und ab!
Ich muss vermutlich dennoch gleich vor die Tür. In die Zoohandlung. Wegen Hamsterkäufe.
Entschuldigung. Bot sich gerade an. Aber wenn ich aus dem Fenster sehe, stelle ich wahrhaftig eine der Tageszeit vollkommen unangemessene Finsternis fest, annähernd kohlpechrabenschwarze Nacht, finster wie im Bärenarsch! Und Blitze, einer schöner als der andere, zucken über’s verhangene Firmament während Regen und Hagel ohne Unterlass vom Himmel fallen, zeitweise von Böen in den waagerechten Flug versetzt. Mal sehen wann die ersten Bäume an meinem Fenster vorbeiwehen.
Aber das Ganze als Unwetter zu bezeichnen erscheint mir verwirrend, denn ist es nicht vielmehr ein Inbegriff von Wetter, was dort draußen stattfindet? Fühlbares Wetter in mannigfaltigsten Formen und Helligkeitsstufen? Eine gleichmäßig klimatisierte Wohnung beinhaltet vielleicht das, was man als Unwetter bezeichnen könnte, weil dort ja keinerlei Wetter herrscht. Transportables Unwetter hat man im ICE und im Kühlwagen.
Hiermit möchte ich vorschlagen, die Bezeichnung Unwetter in diesen Wetterlagen nicht mehr zu verwenden und möglicherweise Vollwetter zu sagen. Oder ähnliches. Denke da mal drüber nach, lieber Deutscher Wetterdienst!
Für andere gute Vorschläge bin ich immer offen.