Phantom

Mir mal wieder neue Latschen gekauft. War notwendig. Wegen Loch in der Sohle.

Aber nicht so, wie es bei Charlie Chaplin war, ein Loch  wegen Abnutzung, so ein Loch zum Finger durchschieben oder so, nein, meine Sohle ist gerissen oder gebrochen. Am rechten Fuß.

Das ist aber noch nicht der aufregende Fakt, den kundzutun ich hier an dieser Stelle mich bemüßigt fühle. Sondern dieser: Es ist innert kürzerer Zeit das zweite Paar Schuhwerk, welches mittels Sohlenriss am rechten Huf die Berechtigung verlor meine beiden unteren Extremitäten am unteren Ende zu verzieren. Meine Wanderklunzen begingen unlängst auf gleiche Weise Suizid.

Doch woher dieser ungewöhnliche Verschleiß? Habe ich abnorme Haxen? Ist meine Art der Bewegung nicht geeignet, Schuhe solange zu tragen, bis zumindest das Profil abgelatscht wird? Und das nur am rechten Beinende?

??

Ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen kann/ darf/ soll. Ich glaube eigentlich, meinen Laufstil in den letzten Lebensjahrzehnten nicht großartig  verändert zu haben. Auch habe ich die Art der Schuhe, welche ich zu tragen pflege, nicht signifikant geändert, noch glaube ich, dass die Hersteller am rechten Schuh Sollbruchstellen in die Sohlen eingebaut haben. Ich habe auch sonst bislang von nur wenigen Menschen gehört, denen das in der letzten Zeit so oft passiert ist. Oder täusche ich mich? Mir jedenfalls sind früher noch nie die Sohlen gebrochen. Außer am Arbeitsschuh, aber da meistens spatenbedingt, und mit meinen Freizeitschuhen und auch am Berg arbeite ich eher ungern mit dem Spaten.

Jetzt jedenfalls habe ich wieder neue Schuhe und damit verbunden auch neue altbekannte Unannehmlichkeiten: Am Hacken des rechten Fußes trage ich seit drei Tagen eine Blase. Diese schmerzt und nervt. Ich trage mich mit der Idee, den rechten Fuß einfach unfachmännisch zu amputieren. Dann könnte ich die bereits eingetragenen Schuhe wieder nutzen und riskierte keine neuen Blasen mehr.

Aber, ach herrje, gerade winkt mir aus der Peripherie meines Geistes eine Vokabel zu und warnt vor übereiltem Handeln! Ich lege mal das Hackbeil beiseite und spähe genauer, welche Vokabel das wohl sei. Und siehe da, es ist diese:

Phantomschmerz.

Na dann eben nicht.

Gnatz, Teil 3

Es ist soweit! Ich habe heute endlich die Personalausweise meiner Söhne aus dem weit entfernten Weißensee abholen können. Und wieder waren verschiedene Dinge nicht so wie gewohnt, obschon der heutige Bürgeramtsbesuch doch immerhin insgesamt vergleichsweise glatt verlief.
Eigentlich bin ich es gewöhnt, beim Abholen der verlangten Dokumente zu einer kleinen Räumlichkeit im Bürgeramt zu gehen und nach den Papieren (oder sagt man heute Plastiken?) zu verlangen, diese werden einem in die Hand gedrückt und – fertig.
Heute war das anders. Heute habe ich zunächst den Raum mit dem Namen „Dokumentenausgabe“ gar nicht gefunden. Nach ihm fragend bekam ich den Befehl, mir eine Wartenummer zu ziehen und im Wartebereich Platz zu nehmen. Habe ich auch brav gemacht.
Vor mir waren noch sechs Nummern, was erstaunlich war, weil im gesamten Wartebereich nur fünf Menschen waren, von denen offenbar auch noch einige als Terminkunden angereist waren (vermutlich aus Winkeln im entgegengesetzten Stadtgebiet), was man an den noch nicht ausgefüllten Formularen auf ihren Schößen erkennen konnte. Jedenfalls dauerte es dann noch über eine halbe Stunde, bis die Nummern vor mir abgearbeitet waren, man braucht eben sehr viel Zeit, um eine kleine Plastikkarte von einer in die andere Hand wandern zu lassen. Ich empfehle dringend, alle Amtspersonen aus der Dokumentenausgabe einer Fortbildung im Drogenmilieu zu unterziehen. Dort könnten sie lernen, schnell und unauffällig Dinge den Besitzer wechseln zu lassen.
In der Zeit, die vergangen war zwischen der Beantragung der Papiere (Plastiken?) vor ein paar Wochen und der Abholung derselben heute geschah es, dass mein Erstgeborener eine Postsendung erhielt mit seinem wiedergefundenen Personalausweis darin. Diesen führte ich heute auch mit, denn ich hatte ihn ja vor ein paar Wochen als verloren gemeldet und wollte, guter Staatsbürger der ich nun einmal bin, den Fund des verloren gemeldeten Dokuments melden, bei dieser Gelegenheit auch gleich das Altdokument ungültig machen lassen und wieder mitnehmen, genauso, wie ich es seit Anbeginn der Zeit mit meinen eigenen Personaldokumenten zu tun pflege. Ich finde es nämlich witzig, meine alten Passbilder nebst den alten krakeligen Unterschriften zu sehen. In Zukunft wird man dieses Vergnügen nicht mehr haben, denn die plastikkartenförmigen Dokumente müssen vernichtet werden.
Jawohl, vernichtet!
Eine ungeheure Frechheit, wenn man bedenkt, dass man es ja als Eigentum zwangsweise für Geld erwerben musste. Jetzt zwingen die einen zur Herausgabe des Eigentums, um es dann zu vernichten! Nach einigen Jahren, in denen man sich an das Dokument gewöhnt hat, ja, man es eventuell sogar lieben gelernt hat, muss man es nun in fremde Hände geben und diese werfen es in einen speziellen Dokumentenschredder!
Schauderhaft.
Aber verhält es sich wirklich so? Der Dokumentenschredder war nirgends zu sehen. Die Dame am Schreibtisch nahm mir lediglich den Ausweis weg und versteckte ihn mit flinken Fingern in einer Schublade.
In Wirklichkeit werden die Dokumente vermutlich an irgendwelche zwielichtigen Banden oder zahlungskräftige Nachrichtendienste verhökert, die dann Schindluder damit treiben. Da funktioniert es dann bestimmt plötzlich sehr gut, das mit der schnellen und unauffälligen Dokumentenübergabe.

Und wer die Vorgeschichte wissen will, der labe sich an https://thynnephph.wordpress.com/2015/05/07/gnatz/ sowie https://thynnephph.wordpress.com/2015/05/19/gnatz-the-sequel/

Gnatz, The Sequel

Die müssen doch wohl spinnen!
Mir fehlen die Worte!
Ich bin hochgradig erschüttert!
Zur Erklärung meines nun folgenden Berichtes empfiehlt es sich eventuell, den vor zwei Wochen verfassten Artikel „Gnatz“ (https://thynnephph.wordpress.com/2015/05/07/gnatz/) zu lesen.
Heute geschah es nämlich, dass ich mit all meinen Söhnen und mir selbst einen Termin im Bürgeramt hatte. Genau. Zeichen und Wunder, sowie meine zeitliche Flexibilität und meine Bereitschaft, die Jungs früher aus der Schule zu holen haben bewirkt, dass nur zwei Wochen vergehen mussten bis zu dem Termin. Natürlich nicht im Bürgeramt hier in meinem Stadtbezirk, sondern in einem ganz anderen. Und natürlich nur einen einzigen Termin.
Das Internet wies darauf hin, dass nur ein Kunde je Termin zulässig sei. Kein Problem, ich bin ja der einzige Antragsteller, sowohl für meinen eigenen Bedarf an einem erweiterten Führungszeugnis für meine Arbeit, als auch für die Anträge für Ausweispapiere meiner Kinder, entsprechend auch nur ein einziger Kunde. Die Kinder dürfen den Antrag ja noch nicht selber stellen.
Mit meiner gesamten Nachkommenschaft stürmte ich dann also heute das Büro der Dame im Bürgeramt, und diese klärte mich dann darüber auf, dass nur ein Kunde etc… Aha.
Innerlich machte ich mich nun auf eine lange Debatte gefasst, mit Flüchen und Verwünschungen, Unflat und Gezeter sowie dem pressewirksamen Besetzen des Bürgeramtes und eventuell auch mein künftiges polizeiliches Führungszeugnis betreffenden Gewalttaten. Der Magen brodelnd, die Adern an meinen Schläfen deutlich hervorgetreten und die Fäuste geballt versuchte ich es noch mit dem Argument, dass ich ja schließlich nur ein Kunde sei. Nein, so wurde erwidert, stimmt nicht, die Kinder sind ja auch jeweils Antragsteller. Die Amtsperson da vor mir war durchaus auch hartnäckig. Das Ringen würde dann wohl sehr zäh werden, so meine Vermutung.
Nun denn. Meine Mischpoke um mich geschart pflanzte ich meine 90 kg Kampfgewicht auf den mir zugewiesenen Stuhl und verlangte zunächst das erste Geschäft erledigt zu wissen. War auch schnell gemacht. Sodann erklärte sich die Dame dann auch bereit, die anderen Dinge zu erledigen, nicht allerdings ohne mich auf ihre Kulanz aufmerksam zu machen und mich darauf hinzuweisen, dass je Vorgang nur zwölf Minuten vorgesehen seien. Meine Entgegnung, dass ich als einzelner Kunde ja wohl so viele Vorgänge wie nur irgend möglich mitzubringen berechtigt sei wurde mir als falsch beschieden. Auf meinen Ausdrucken aus dem Internet steht ganz eindeutig in Großbuchstaben: 1 KUNDE JE TERMINVEREINBARUNG. Von wegen nur ein Vorgang ist da nichts zu finden.
Wäre aber auch noch schöner: Man kann hier in meiner Stadt einzelne Termine zu unmöglichsten Tageszeiten an den unterschiedlichsten Standorten der Stadt bekommen, aber immer nur einen, niemals vier oder fünf auf einmal. Wenn ich nun also mehrere Anliegen habe, zum Beispiel drei Ausweise für drei Kinder, dann muss ich jedes Mal einen halben Tag Urlaub nehmen und durch die ganze bekackte Stadt fahren und benötige dafür insgesamt vermutlich so viel Zeit, dass die ersten Ausweise schon wieder abgelaufen sein werden wenn der letzte beantragt worden ist und das Ganze für beschissene Papiere, die ich gar nicht haben will und noch dazu bezahlen muss und überhaupt! Ich werde irre! Und die größte Frechheit ist dann noch, dass man mir, noch andeutend, ich könne gleich wieder abhauen, erzählt, das sei ja alles keinerlei Schikane, sondern habe alles seinen tieferen Sinn?
??!??!??!!
Also mal ehrlich, da muss ich doch mal gewaltig meckern, auch wenn ich noch gestern schrieb, man solle bitteschön mal dankbar die Klappe halten. Soll man ja auch.
Ich auch.
Hat ja auch alles geklappt heute.
Ich war dann auch ganz brav und habe mich für die mir erwiesene Gnade freundlich bedankt und einen schönen Feierabend gewünscht.
Eigentlich jedoch sollen zunächst die Verantwortlichen Verwaltungschefbosse und später die unhöflich die Menschen wieder nach Hause schickenden Mitarbeiter bitteschön beim Scheissen vom Blitz niedergestreckt werden und diejenigen, die ihre Kunden maßregeln wollen, dass sie gefälligst künftig hanebüchene Stadtrundfahrten vornehmen sollen, anstatt alles an einer Stelle zu erledigen, denen sollen wenigstens die kleinen Zehen verdorren!
Habt Ihr es alle gut, dass ich keine Allmacht besitze!
Obwohl, hätte ich die, dann würde unsere Ämterwelt keinerlei Grund zur Klage zulassen.
Dann müssten die armen Blitze auch nicht zu scheissenden Leuten.
Wäre doch zu schön.

Gnatz

Derzeit verheert Gram mein Innenleben. Ich gräme mich gerade über unsere Berliner Amtsführungsgepflogenheiten und über meine Bürgerpflicht mich ausweisen zu können.
Es ist schon eine Frechheit, dass ich ständig Ausweisdokumente mitzuführen habe. Ein Ausweis ist zwar sehr klein und sehr leicht, doch habe ich in der Schule einmal gelernt, dass Arbeit gleich Kraft mal Weg ist. Auch ein sehr kleines Ausweisdokument zu bewegen erfordert ein kleines Quäntchen Kraft. Angesichts der Tatsache, dass ich ständig große Strecken zurücklege, ich diese kleine Kraft entsprechend mit einem großen Weg zu multiplizieren habe, verrichte ich gezwungenermaßen Arbeit. Diese wird mir nicht bezahlt. Gemäß unserer Verfassung ist dies illegal, weil die Sklaverei verboten ist. Es wird aber noch schlimmer, ich muss für mein Arbeitsgerät, also den Ausweis auch noch Geld bezahlen! Eigentlich sollte man das Bundesverfassungsgericht, eventuell gar den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen um überprüfen zu lassen ob das Ganze zulässig ist!
Mit diesen menschenverachtenden Dingen habe ich mich aber eigentlich schon fast abgefunden. Wegen Gewohnheit. Woran ich mich aber noch nicht gewöhnt habe und was ich die allergrößte Frechheit finde ist, dass ich neuerdings auch noch einen Onlinetermin vereinbaren muss, um meiner ungeliebten Bürgersklavenpflicht nachzukommen und dies aber schlicht unmöglich ist. Fragt man bei den Berliner Bürgerämtern online nach einem Termin, so bekommt man Monatsübersichten, auf denen Tage mit noch freien Terminen grün unterlegt sind, Tage mit vollem Terminplan rot und Tage, an denen vermutlich eine Arbeit mit den Bürgern nicht vorgesehen ist, sind farblos. Die Monatübersichten sind allesamt farblos mit ca. 20% rot. Grün kommt nicht vor. Nur in der Legende. Es gibt wahrscheinlich auch Legenden, in denen der Held es vermochte, einen Bürgeramtstermin zu ergattern.
Jetzt ist auch noch etwas passiert, was mich zum unverzüglichen Handeln zwingt. Mein Sprössling hat seinen Ausweis verloren. Das Internet verriet mir, dass wir nun verpflichtet sind, den Verlust unverzüglich der ausstellenden Ausweisbehörde anzuzeigen. Eine Verlust- oder Diebstahlanzeige bei der Polizei gilt nicht. Eine Telefonnummer gibt es nicht. Eine E-Mailadresse gibt es nicht. Wohl aber die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren. Dies konfrontiert einen dann mit dem oben beschriebenen Problem. Ein möglicherweise in vierzehneinhalb Monaten zu bekommender Termin jedoch scheint mir eher schwer vereinbar mit dem Wort „unverzüglich“, selbst bei einer großzügigen Auslegung.
Wir können uns glücklich schätzen, dass vor 25 Jahren die Wiedervereinigung stattgefunden hat, denn mit dieser endete die Besatzungszeit. Bis zum 3.10.1990 hatten nämlich die amerikanischen Besatzer das theoretische Recht, einen jeden Bürger, der sich nicht ausweisen konnte standrechtlich zu erschießen. Die Bundespolizei darf das gottlob nicht. Wenigstens müssen wir also nicht um unser Leben fürchten.
Lediglich Auslandsreisen werden künftig wieder schwieriger. Wir müssen zwar kein Ausreisevisum beantragen, aber doch immerhin Ausweispapiere.
Hilfe.

Mit Netz

Unlängst kam ich an einem Laden vorbei. Dieser hatte einen englischsprachigen Namen, obgleich in Berlin befindlich, welcher Rückschlüsse auf die Art des Ladens zuließ. Weil ich ja gebildet bin konnte ich die Worte übersetzen und machte mir so meine Gedanken, wie ich mir die dort feilgebotene Ware denn vorzustellen hätte und zu welchem Zweck ich sie überhaupt erwerben sollte. Lange währte mein Grübeln, doch irgendwann obsiegte die Neugier und ich beschloss, einfach mal den Kauf zu wagen.

Mit dem festen Vorsatz einen Engel zu erwerben (Tot? Lebendig? Zerwirkt?  Zum Schutz? Als Talisman? Als Gartenfigur? In Gedichtsform? Als Wurst? Engelsgleiche leichte Mädchen?) betrat ich den Angel Shop und nahm verwundert eine große Auswahl an Fischereizubehör wahr.

Anglizismen wollen bedacht sein, Sprachenmischmasch stiftet mitunter Verwirrung. Bedenke dies, Volk, denn sonst droht Ungemach mit religiös verbohrtem Pack! Was tun, wenn Papst und Kardinäle nach Erzengel Gabriel verlangen, man aber nur Köder, Blinker und unterschiedliche Ruten anbieten kann?

Die Sache hat einen Haken.