Nähte

Ist man verärgert, so ruft man gelegentlich erbost die folgenden Worte aus:

„VERFLUCHT UND ZUGENÄHT!“

Doch weshalb neigt niemand dazu, wenn ihm etwas geglückt, erfreut zu schreien:

„GESEGNET UND AUFGETRENNT!“?

Erscheint insgesamt inkonsequent.

Bedenklich

Mir ist letztens etwas verfassungsrechtlich relevantes widerfahren:
Beim herumschneftern in verlassenem Gelände lehnte ich mich an eine alte Türöffnung und stieß mir dabei ein ins Mauerwerk eingelassenes Metallteil in den Rücken. Schmerzbedingt sprang ich von der Mauer fort, wodurch die unheilige Allianz aus Haken und Kreuz sogleich wieder getrennt wurde.
Bloß gut, dass kein Verfassungsschutz zugegen war.

(Vgl. „Unbedenklich“ https://thynnephph.wordpress.com/2015/06/02/unbedenklich/)

Wohlklang

Als gar lieblich empfinde ich die hier zu schauende Alliteration, obendrein mit einer Buchstabendoppelkonstellation.
Begeisterung ist gar kein Ausdruck, ich erstarre vor Ehrfurcht. Große Straßennamen sind ohnehin ein Steckenpferd meiner.
Vor einiger Zeit bin ich mit meinem holden Weibe gemeinsam auf die Idee gekommen, einmal ein ganzes Stadtviertel zu errichten und mit Straßennamen auszustatten. Als Thema für unser Stadtviertel wollten wir Wurst erwählen. Mit so klangvollen Namen wie Zungenwurstgasse, Salamiweg, Leberwurststeig, Currywurstplatz oder Grützwurstboulevard. Leider sind wir noch nicht in die Verlegenheit gekommen entsprechend großflächig stadtplanerisch tätig werden zu dürfen. Auch vermute ich, dass eventuell irgendwelche Stadtoberen der Meinung sein könnten, dass das unpassend wäre. Ende vom Lied wären dann wieder Namen wie Lindenstraße, Hauptstraße oder, mein Knüller der inspirationslosen Straßenbenennungen, Straße 48.
Wenn schon althergebrachte Straßennamen, dann doch lieber Hölle, Seitenbeutel, Oberer Fauler Pelz, Kükenschnipp oder eben auch Große Gröpelgrube.
Wie schön die Welt doch sein könnte…

Mit Netz

Unlängst kam ich an einem Laden vorbei. Dieser hatte einen englischsprachigen Namen, obgleich in Berlin befindlich, welcher Rückschlüsse auf die Art des Ladens zuließ. Weil ich ja gebildet bin konnte ich die Worte übersetzen und machte mir so meine Gedanken, wie ich mir die dort feilgebotene Ware denn vorzustellen hätte und zu welchem Zweck ich sie überhaupt erwerben sollte. Lange währte mein Grübeln, doch irgendwann obsiegte die Neugier und ich beschloss, einfach mal den Kauf zu wagen.

Mit dem festen Vorsatz einen Engel zu erwerben (Tot? Lebendig? Zerwirkt?  Zum Schutz? Als Talisman? Als Gartenfigur? In Gedichtsform? Als Wurst? Engelsgleiche leichte Mädchen?) betrat ich den Angel Shop und nahm verwundert eine große Auswahl an Fischereizubehör wahr.

Anglizismen wollen bedacht sein, Sprachenmischmasch stiftet mitunter Verwirrung. Bedenke dies, Volk, denn sonst droht Ungemach mit religiös verbohrtem Pack! Was tun, wenn Papst und Kardinäle nach Erzengel Gabriel verlangen, man aber nur Köder, Blinker und unterschiedliche Ruten anbieten kann?

Die Sache hat einen Haken.