Wittchen

Dieses ist meine Lilie. Vom Balkon. So sah sie im letzten Jahr aus. Dieses Jahr hat ein sommerlicher Gewittersturm sie brutal dahingerafft. Kurz bevor sie all ihre Pracht entfalten konnte hat eine jähe Böh sie fies zerstört, sie brach meine Lilie in ihrer Mitte entzwei.
Doch immerhin fand ich sie am Morgen, zwar wild zerzaust und grausam verstümmelt, noch vor der Haustür liegend vor, verbrachte sie im Auto zu meiner Arbeitsstelle und übergab sie dortselbst meiner Kollegin, ihreszeichens ursprünglich zur Floristin ausgebildet, auf dass sie der Blume noch im Tode Anmut schenke. Was sie tat.
Nun steht der Kadaver meiner Lilie im schmucklosen Großraumbüro auf dem zentralen Tisch und erfreut unser aller Augen.
Ach…

Unterkiefer

Ein langes Wochenende naht. Ich werde mich wieder in die brandenburgische Einöde zurückziehen und mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Baden auch. Und Bier trinken.
Zeitweise werde ich mich dabei sicherlich unter eine Föhre packen und mir Nadeln auf’s Haupt rieseln lassen, während mich die Kienäppel von unten pieken, bei Hitze die Nüstern gebläht den aromatischen Duft des Kiefernharzes einatmen und mich sommerlich fühlen.
Fein.
Unter knackenden Kiefern ist die Welt noch in Ordnung.