Blutschande und Orthographie

Erstaunlich, dass es in Berlin eine Straße gibt, welche der zahlreichen Nachkommenschaft der Blutschande namentlich huldigt: Der Inzest-Rasse. Wobei hier natürlich anzumerken ist, dass über längere Zeit in der Familie gehaltene Gene nicht zwangsweise eine eigene Rasse hervorzubringen verspricht.

Innerfamiliäre Fortpflanzung scheint sogar offensichtlich die intellektuellen Fähigkeiten herabzusetzen, immerhin schreibt man „Rasse“ mitnichten mit ß, tat man auch noch nie, zudem ist auch die Vokabel „Inzest“ hier mit einem T zuviel ausgestattet. Gemäß den in der Grundschule erlernten Rechtschreibregeln kann man hier auch so gar keine Regeln erkennen, auf die der Straßennamensgeber sich beruft. Ein Doppelkonsonant wird benötigt, um einen kurzen Vokal davor zu erzwingen. Hierfür wird gelegentlich das TZ benötigt. In diesem Falle jedoch findet sich vor dem TZ gar kein Vokal, sondern ein Konsonant. Soll der jetzt besonders kurz gesprochen werden? Das wage ich zu bezweifeln. Der zwanghaft eingebaute Doppelkonsonant ist hier also vollkommen fehl am Platze.

Jedoch wäre ein Doppelkonsonant zwingend erforderlich im zweiten Terminus „Rasse“. Hier soll das A ja kurz und zudem das S scharf ausgesprochen werden. Das ß für die Schärfe des Zischlautes zu verwenden erscheint mir zwar einerseits durchdacht, gleichwohl ist das davor stehende A dadurch als langes A auszusprechen. So ergibt das Wort jedoch keinen Sinn mehr, Raße. Zumal ein in doppelter Form eingebautes S auch scharf auszusprechen ist. Die Vermeidung des geschichtlich negativ besetzten Doppel-S ist zwar löblich, jedoch unnötig, falsch und in diesem Wortsinn, nämlich dem Humanrassebegriff,sogar widersinnig.

Die Deutschnote für die orthographischen Verfehlungen steht im Übrigen bereits in Form einer mathematischen Gleichung schon im kleinen Schild unter dem Straßennamen..

Setzen!

Sechs!

Fies

Ich wurde geschröpft. Von Parkplatzlagerern. Mit Lizenz.

Einer bösartigen Geschwulst gleich vermehren sich Schilder auf Supermarktparkplätzen, bei denen neuerdings das Einlegen der Parkscheibe eingefordert wird. Tut man dies nicht, so macht man sich eines Vertragsbruchs schuldig und muss soviel Geld berappen, wie man sonst zu zahlen hätte, wenn man in der Rettungsauffahrt des Krankenhauses parkt.

Die Firma, welche ihre Parkplatzlagerer am Parkplatz anlagert, kommt aus Düsseldorf oder so und heißt FairParken. Das gemahnt mich an die andere fiese Firma, die einem das Leben schwer macht, nämlich an Autobahnraststätten: SaniFair. Da muss man Geld bezahlen für die Verrichtung seiner Notdurft, und die namensgebende Fairness gebietet es da der Firma, einen Teil der Klokosten zu erstatten, wenn man den SaniFairBon an der Kasse als Geldmittel für unfassbar überteuertes Süßzeug oder überlagerte kalte Bockwurst oder miesen Kaffee einsetzt.

Nicht, dass man mich falsch versteht und mich der ADAC jetzt schnell mal als Pressesprecher einsetzt, damit ich wieder die alte und eklige „Milchkühe-der-Nation“-Tirade reanimiere, ich empfinde es durchaus als richtig und gut, wenn man Autofahrer zur Kasse bittet. Immerhin braucht der Autofahrer unfassbar viel Platz für fahren und parken, stinkt und lärmt und ist scheißgefährlich für sich und andere, und all dies vornehmlich für die eigene Bequemlichkeit.

Mir ist aufgefallen, dass das Wörtchen „Fair“ irgendwie in den letzten Jahren einen dramatischen Bedeutungswandel erfahren hat. Fairness scheint jetzt vom Altruismus entkoppelt worden zu sein und dafür künftig mit zu erwartendem Profit verknüpft. Das wirft Frage auf zum Sport: Wie war das gleich mit FairPlay? Könnte man da nicht auch eine Art Firma aufmachen? Beziehungsweise, müssten nicht künftig FairPlay praktizierende Spieler künftig zusätzlich entlohnt werden? Ist man dann ganz besonders fair, wenn man besonders viel Geld eingeheimst hat? Macht das eventuell die am Pranger stehenden Fifa-Funktionäre zu besonders fairen Leuten? Hat womöglich gar die Fifa den ungeheuren Bedeutungswandel der Fairness selbst gewinnbringend eingeläutet? Verdient vielleicht Kaiser Franz Beckenbauer an den beschriebenen Firmen mit? Um andere faire Funktionäre mit fair verdientem Geld zu fairen Entscheidungen zu bringen?

Fragen über Fragen.

Ach.

Ich werde dann mal meinen Deckel begleichen, der aufgrund des unfairen Vertragsbruches auf mich zugekommen ist. Mehr raschelnd als klimpernd.