Rehgenschauer

Man stelle sich das Folgende vor:

Ein irrer Wissenschaftler, so einer in einer schwarzen Burgruine mit Orgel im Turm und stetigem Gewitter in der zerklüfteten bergigen Umgebung, kommt auf mich zu und bietet mir seine Dienste an, mit der Frage, was er für mich tun könnte. Spontan fiele mir bestimmt nichts anderes ein, als dass er mich mittels Genmanipulation dahingehend umgestalten könnte, dass mir und meinen Nachkommen in Zukunft alljährlich ein prächtiges beinernes Gestänge, gleich dem des Rehbocks, aus der Stirn wüchse.

Stellen wir uns ferner vor, dem Wissenschaftler gelänge dies. Mein Äußeres wäre dann grotesk verändert. Zweifelsohne schüttelte es verschiedene Menschen, die meiner ansichtig würden, vor Grusel. Diese durch das Geweih hervorgerufene körperliche Reaktion wäre doch sehr treffend mit nur einer einzigen Vokabel zu beschreiben, nämlich:

Reh-Gen-Schauer.

Oder?

Ergänzung

Alles Gute kommt von oben.
So geht ein geflügeltes Wort.
Doch trifft dies nicht zwangsläufig immer zu.
Diese Taube, oder was auch immer dies mal für ein Vogel war, beispielsweise wird das von oben stattfindende Eintreffen des sie schlussendlich meuchelnden Falken vermutlich eher unerfreulich gefunden haben.
Auch die Bewohner von Hiroshima werden dieses geflügelte Wort wohl kaum mit dem Flugkörper „Little Boy“ verbinden.
Die Wesenheiten in der Tiefsee können die von oben herabsinkenden Giftmüllfässer, welche gerne illegal ins Meer verklappt werden, ebenfalls nicht so gut mit den oben zitierten geflügelten Worten in Einklang bringen.
„Alles Gute kommt von oben“, dieser Satz sollte nicht allein stehen dürfen, sondern müsste stets durch den Terminus „Allerhand Mist übrigens auch“ ergänzt werden.
Wobei der Satz insgesamt ohnehin vollkommener Mumpitz ist, denn das Beste überhaupt kommt ganz klar von unten: Die Kartoffel.
„Alles Gute kommt von oben“ ist hiermit also als geflügeltes Wort gescheitert und widerlegt. Der Gegenbeweis befindet sich oft genug auf meinem Teller.
Geflügelte Worte sollten ihre Flügel auch mal selbst bemühen und oben bleiben. Und wenn sie dann mal runterfallen, dann sollten sie lieber vom sie zur Strecke gebracht habenden Falken zerpflückt werden, anstatt der Welt falsche Weisheit vorzugaukeln.

Manches Gute kommt eben auch von unten.