Blutdurst

Diesen Holzpflockstapel habe ich gefunden.

An der Nordsee.

Und noch weitere.

Und bekam  Angst.

Offenkundig geht man an der deutschen Nordseeküste nahe dem Eidersperrwerk von einer bevorstehenden Vampirinvasion aus. Anders ist das massenhafte Horten von angespitzten Holzpflöcken wohl nicht zu erklären.

Kritiker mit Bücherwissen über Vampire und die Möglichkeiten der Vernichtung derselben mögen nun einwenden, dass es sich doch bei den gefundenen Pflöcken keineswegs um Eichen- sondern vielmehr um Nadelholzpflöcke handelt. Nun, da haben sie sicherlich recht, auch ich habe da kurz dran gedacht, anschließend jedoch ein paar logische Schlussfolgerungen angestellt, welche eindeutig belegen, dass man nicht davon ausgehen darf, dass Vampire ausschließlich mit Eichenholzpflöcken erlegt werden können. Welcher Art diese Schlussfolgerungen sind? Merket auf:

Der Vampir wird allgemein als eloquent, elegant, kultiviert und anpassungsfähig beschrieben. Neben seinen bösartigen und blutrünstigen Eigenschaften, versteht sich. Dennoch kann man ihm, anders als beispielsweise einem Zombie, durchaus ein gewisses Maß an Intelligenz nicht absprechen. Wenn nun also der Vampir gewissermaßen nur durch Eichenholzpflöcke und Weihwasser aus katholischen Taufbecken vernichtet werden kann, dann stellt sich doch sofort die Frage, warum er dann so gern in Mittel- und Osteuropa heimisch sein soll, wo doch hier überall große Eichenwälder um Unmengen von katholischen Gotteshäusern herumstehen?

Normalerweise hätte schon vor langer, langer Zeit ein großer Vampirexodus stattfinden müssen in Gebiete mit weniger Katholizismus und ohne Eichen. Der Orient stellt hier ein ganz gutes Zielgebiet dar. Aber ach, da scheint die Sonne immer so viel, und auch die ist doch für den Ottonormalvampir ungünstig. Aber auch Nordskandinavien wäre vorstellbar, mit seinen  ausgedehnten Nadelwäldern, oder die Tundra oder die Mongolei mit ihren Wiesen. Oder Nepal. Oder Grönland oder Feuerland oder das peruanische Hochland oder oder oder.

Doch Leben Vampire dieser bestechenden Logik folgend dort? Mitnichten! Irgendwie gibt es immer nur Geschichten von Blutsaugern im Eichenwald.

Entsprechend gehe ich davon aus, dass die Bücher nicht die ganze Wahrheit über den Vampirismus sagen. Eine gezielte Fehlinformation? Vielleicht.

Der Argumentation folgend könnte man auch die Frage nach der Gefährlichkeit von Kruzifixen und Weihwasser stellen.

Vielleicht sind Eichenpflöcke, Knoblauch und Weihwasser ja auch überhaupt gar nicht gefährlich für Vampire? Vielleicht haben ja die, wie eingangs schon erwähnt, intelligenten Vampire diese Märchen nur gestreut, um bedrohungsfrei ihrem finsteren Treiben nachgehen zu können? Möglicherweise gar sind all die beschriebenen Dinge sogar dazu geeignet, Vampiren zu mehr Macht zu verhelfen?

Denket einmal darüber nach.

Wenn ich recht habe, wem würden denn die falschen Informationen helfen? Doch eigentlich nur dem Papst und Händlern von Jungeichen.

Schauder….

Ich werde mich jedenfalls in Zukunft gerne in der Nähe eines Stapels angespitzter Fichten aufhalten.

Nur so zur Sicherheit.

Alle Türen offen

Damit ich, wie es mir auch stets notwendig erschien, jede Biegung im Lebensweg nehmen kann, habe ich mich schon früh dafür entschieden, mir alle möglichen Türen aufzustoßen und das Zuknallen von Türen tunlichst zu vermeiden. Am Liebsten mit geringstmöglichem Aufwand bei gleichzeitig größtmöglicher Ausbeute. In Sachen Bildung habe ich hier relativ mittelschwer viel erreicht.
Erstaunlicherweise habe ich mit dieser Taktik, welche mir viele Kurven und Abzweige ermöglichen sollte, einen ziemlich geraden Lebensweg hingelegt. Bislang jedenfalls. Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Vielmehr treibt mich seit nunmehr etwa einer Dekade die Frage nach der Bedeutung meines höchsten Titels um. Vor ein paar Jahren nämlich erwarb ich ein Diplom. Zwar nur ein zweitklassiges FH-Diplom, aber jetzt bin ich doch immerhin das, was man Diplomingenieur nennt.
Aber was soll denn das eigentlich bedeuten, Diplom? Scheint das doppelte eines Monoploms zu sein. Ein Monoplom könnte man entsprechend auch als Plom bezeichnen. Aber was zum….?!!? Ich habe keine Ahnung, was ein Plom ist.
Nun heißt es zwar allgemein etwa so: „Dem Ingenieur ist nüscht zu schwör!“, was freilich auch komplett stimmt, ich kann ja auch alles, und das vollkommen perfekt, aber die Recherche nach der Herkunft und Bedeutung des doppelten Ploms ist mir doch offenbar viel zu popelig. Anstatt die Frage mithilfe des Internets zu beantworten oder zumindest den entsprechenden Versuch zu unternehmen frage ich mich lieber zehn Jahre und länger täglich dieselbe blöde Frage und vergeude kostbare kognitive Energie mit diesem Mumpitz anstatt Weisheit, Weltformel und Weltfrieden zu ersinnen.
Machen wahrscheinlich alle Universalgenies so.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Übertrieben von mir selbst überzeugt bin ich übrigens nicht.

Irre Wesen

Eine philosophische Frage kam heute in einem kurzen Disput zum Thema medizinischer Fortschritt auf.
Vor einiger Zeit blitzte irgendwo die Nachricht auf, dass man es für denkbar halten könnte, einen Kopf zu transplantieren. Diesbezüglich stellte sich nun die Frage, was man denn dann nun wem transplantieren würde. Bekäme nun mein Körper einen neuen Kopf transplantiert, so würde ja die in diesem Kopf befindliche Person künftig meinen Körper haben, ich aber würde mitsamt meinem Kopf weggeschmissen. Entsprechend bekäme ja ich nicht einen Kopf, sondern vielmehr der Kopf meinen Körper transplantiert. Deshalb dürfte man dann ja weniger von einer Kopf- sondern vielmehr von einer Körpertransplantation sprechen.
Bei einer solchen Operation stellt sich aber dennoch die Frage, wer denn nun eigentlich Spender und wer Empfänger ist? Von der Masse Mensch her ist eher der Körper der Empfänger. Schließlich bekommt der ja nur ein relativ kleines Stück ersetzt. Verortet man aber den Menschen als Person im Gehirn, so ist dieser Mensch ja im relativ gesehen kleinen Kopf drin und ihm wird mithilfe des angenähten Körpers sein Motor ersetzt, ist aber dennoch noch der selbe Mensch, also müsste er der Empfänger sein.
Nimmt man diesen Argumenten entsprechend nun an, dass beide Teile gleichermaßen Empfänger sind, dann dürften nach der Operation eigentlich zwei neu zusammengebastelte Menschen zu erwarten sein. Es gibt ja keine Spender, also auch keinen Abfall.
In diesem Falle sollte die Operation jedoch überflüssig sein, weil man ja keinen Menschen rettet, sondern nur zwei umbaut. Man dürfte die Operation dann nur in dem extrem unwahrscheinlichen Fall durchführen, dass zwei Menschen, die miteinander kompatibel sind, zeitgleich im selben Operationssaal sterben, und zwar so, dass bei dem einen der Kopf kaputt geht und bei dem anderen der Körper, aber in jedem Falle müssten sie ja beide eigentlich tot sein, weil sie ja sonst nicht als Spender zur Verfügung stünden.
Dieser Fall erscheint mir aber so dermaßen absurd und unwahrscheinlich, dass ich vermute, ohne finstere Machenschaften käme dieser Fall niemals zustande. Demzufolge wird eine solche Operation in jedem Fall mit einem Mord einhergehen, was sie de facto weltweit zu einem Verbrechen macht. Sie ist also überall verboten.
Warum also macht man sich überhaupt Gedanken darüber, ob das möglich ist? Und verpulvert dabei Unmengen an Forschungsgeldern?
Ach so, um einen publikumswirksamen irren Wissenschaftler groß rauszubringen?
Aber dafür hatten wir doch bislang Hollywood, oder?
Ist doch auch ganz nett so.
Man lasse die Spinnerei also schnellstens bleiben.
Außer im Film.
Da isses lustig.

Nie

Wettergott will ich nicht sein.

Wer mit Kritik nicht umgehen kann, der werde niemals, und ich wiederhole: NIEMALS! Wettergott. Zum Glück gibt es nicht so unendlich viele Stellen als Wettergott zu besetzen, auch habe ich den Beruf des Wettergottes bislang noch nirgendwo als Ausbildungsberuf oder Studienabschluss gefunden. Entsprechend werden Wettergötter auch eher rar sein und die Dichte der dünnhäutigen Wettergötter entsprechend.
Das ist gut.
Warum?
Man stelle sich vor, man ist Müllmann. Da gibt es eigentlich nur dann schlechte Laune allerorten, wenn man seine Arbeit einstellt. Dann fängt es nämlich an zu stinken. Macht man aber seine Arbeit, dann sind die Leute froh weil der Müll weg ist.
Macht man hingegen als Wettergott seinen Job, dann gibt es Wetter. Und es ist völlig egal, was für Wetter man als Wettergott macht, es gibt IMMER einen Haufen Leute, die was zu meckern haben. Scheint die Sonne wird gemault weil alles so trocken ist und so heiß und die Pollen usw. usf.! Regnet es wird geschimpft weil alles nass und modderig und eklig ist. Hört es dann wieder auf zu regnen, dann war es wieder nicht genug. Regnet es weiter, dann bekommt man Depressionen wegen zu wenig Licht und was das denn überhaupt soll mit dem Regen und ÄÄÄH und BÄÄÄH. Steigt die Temperatur ist es zu heiß. Ist es aber nur zwanzig Grad warm ist es zu kalt. Ist es im November zwanzig Grad warm ist da auch falsch weil es soll ja Schnee liegen. Liegt dann Schnee, dann ist es zu glatt. Taut der Schnee dann wieder ist das auch Scheiße weil man dann so schlecht Schlitten fahren kann. Und überhaupt!

Zu heiß.
Zu trocken.
Zu nass.
Zu kalt.
Zu windig.
Zu schwül.
Zu dies und zu das.

Bei meiner derzeitigen Arbeit habe ich es mit Leuten zu tun, die im Finden von Ausreden warum sie denn gerade nichts machen können meisterhaft kreativ sind. Und die schieben in vielen Fällen das Wetter vor. Es ist erstaunlich, wie viele Leute da wetterfühlig sind! Man hat gelegentlich den Eindruck, die Leute seien betrübt darüber, dass sie keine Kriegsverletzungen haben, welche ziehen und schmerzen könnten bei sich ankündigendem Wetterwechsel.
Das allgemeine unzufriedene Gemurre über das Wetter ist meistens auf größere Gruppen verteilt, will sagen viele Leute sind zumindest temporär mit dem Wetter im Reinen. Die finden wenigstens die Hälfte der möglichen Witterungen gut. Nicht so bei meinem Klientel. Ich bin vielfach erstaunt darüber, dass die Leute, denen es im Winter zu kalt und zu feucht war mir bei Sonnenschein eröffnen, dass sie Hitze und Sonnenschein nicht vertragen und die Pollenbelastung ihnen zu schaffen macht, nur um mich bei der derzeitigen Wetterlage darüber aufzuklären, dass sie von Regengebieten Kopfschmerzen bekommen. Übermorgen hört der Regen auf. Dann zieht vermutlich das Knie und die Haut wird wegen mangelnder Flüssigkeitszufuhr von außen rissig. Und wenn Wolken sind, dann kann man wegen akuter Finsternis nix sehen und wenn die Wolken verschwinden verdunsten die Augen und wenn es windig ist hört man nichts und dies und jenes und vor allem auch noch das!
Schlimm.

Zu heiß.
Zu trocken.
Zu nass.
Zu kalt.
Zu windig.
Zu schwül.
Zu dies und zu das.

Wettergott will ich nicht sein.

Ums Verrecken nicht!

Ferkel

Gelegentlich neigt auch unser Wettergott zu obszönem Tun, indem er detailgetreue Peniswolken über das Firmament schiebt. Allmächtige Adoleszenz. Wird vielleicht bald erwachsen, der Gute.

Mit Netz

Unlängst kam ich an einem Laden vorbei. Dieser hatte einen englischsprachigen Namen, obgleich in Berlin befindlich, welcher Rückschlüsse auf die Art des Ladens zuließ. Weil ich ja gebildet bin konnte ich die Worte übersetzen und machte mir so meine Gedanken, wie ich mir die dort feilgebotene Ware denn vorzustellen hätte und zu welchem Zweck ich sie überhaupt erwerben sollte. Lange währte mein Grübeln, doch irgendwann obsiegte die Neugier und ich beschloss, einfach mal den Kauf zu wagen.

Mit dem festen Vorsatz einen Engel zu erwerben (Tot? Lebendig? Zerwirkt?  Zum Schutz? Als Talisman? Als Gartenfigur? In Gedichtsform? Als Wurst? Engelsgleiche leichte Mädchen?) betrat ich den Angel Shop und nahm verwundert eine große Auswahl an Fischereizubehör wahr.

Anglizismen wollen bedacht sein, Sprachenmischmasch stiftet mitunter Verwirrung. Bedenke dies, Volk, denn sonst droht Ungemach mit religiös verbohrtem Pack! Was tun, wenn Papst und Kardinäle nach Erzengel Gabriel verlangen, man aber nur Köder, Blinker und unterschiedliche Ruten anbieten kann?

Die Sache hat einen Haken.

Feldwirtschaft

Verwundert stolpere ich gelegentlich über verwirrende Worte. So fiel mir unlängst das Wort „Gottesacker“ auf. Warum Gottesacker? Wie soll ich mir denn da die Ernte vorstellen? Und ist das Bewirtschaften eines Gottesackers denn nicht Blasphemie, dieweil es ja nur den einen Gott gibt, bzw. geben darf? Wieso sollte den denn dann einer vermehren wollen und sollen? Und wie sieht denn da das Saatgut aus?

Letztere Frage lässt sich relativ leicht beantworten, wenn man sich die den Gottesacker beackernden Bauern und deren Tätigkeit genauer ansieht. Ihr Saatgut wird meist in großen Holzkisten geliefert und ist oftmals tatsächlich ziemlich keimig. Manchmal jedoch wird das Saatgut auch in kleineren Gefäßen gebracht, dann allerdings ist es meistens bis zur totalen Keimfreiheit erhitzt worden. Dennoch wird es ausgebracht.

Über jedes einzelne Stück Saatgut, welches ca. sechs Fuß tief vergraben wird (meines Erachtens viel zu tief um Erträge erwarten zu können), wird unvernünftigerweise meistens ein Stein gestellt. Damit wird es noch schwieriger für das erwartete Nutzgewächs.

Es gibt offenbar keine optimale Jahreszeit zur Aussaat, das Saatgut wird zu jeder Jahreszeit, gar bei tiefem Frost unter großen Mühen und großer Anteilnahme ausgebracht. Wirre Rituale in eigens dafür errichteten Gebäuden gehen der eigentlichen Aussaat voraus. Auch geschieht das Ausbringen nicht systematisch. Vielmehr wirkt die Standortwahl für die nächste Pflanzbemühung fast willkürlich, ja das Saatgut selbst und genetisch verwandtes Material legen den Standort fest. Oft geschieht es auch, dass das genetisch annähernd gleiche Material entgegen jeder gärtnerischen Vernunft an ein und demselben Platz in die Erde gebracht wird, auch wenn, wie bislang immer, der Ertrag zur Gänze ausblieb.

Erntemaschinen gibt es nicht. Für die Aussaat wird teilweise schweres Gerät zum Einsatz gebracht, die Ernte aber scheint auf dem herkömmlichen Gottesacker nicht erwartet zu werden. Vermutlich weil bis heute niemand weiß, wie ein reifer Gott aussieht und wie er zu ernten wäre. Ist es ein Götzenbild? Und wenn ja, in welcher Größe und aus welchem Material? Ist es ein lebend Wesen? Dann könnte und dürfte man ja nicht mit brachialer mechanischer Gewalt  zu Werke gehen. Die Ernte könnte beschädigt werden.

Doch sollte es dereinst tatsächlich einem Ertragsbauern im Götteranbau gelingen, einen erntereifen Gott anzubauen, was dann? Wo sind die Abnehmer? Wer sind die Abnehmer? Atheisten? Und wenn die dann die neuen Götter ankaufen, sind sie dann weiterhin Atheisten? Und was tun die mit der Ware? Verarbeiten? Und wie?

Fragen über Fragen über Fragen Über Fragen.

Der Mensch ist schon ein komisch Wesen.