
Vor neunundneunzig Jahren in Verdun…
Ein schillernd bunter Farbengruß
prangt auf meinem Grabenfuß.
Ein schillernd bunter Farbengruß
prangt auf meinem Grabenfuß.
Gerade ist mir noch einmal aufgefallen, was mir schon in den letzten Sommern auffiel:
Hierzulande stehen kaum noch Nutztiere auf der Weide herum. Ich glaube mich erinnern zu können, dass in meiner Kindheit stets und ständig Weiden von Kühen beweidet worden sind. Das ist nicht mehr in diesem Maße der Fall. Weiden werden heute irgendwie eher maschinell beweidet und das Nutzvieh steht unter Dach herum.
Sicher, es gibt noch ein paar Bereiche, wo man Kühen begegnen kann, so beispielsweise auf der Alm, Schafe findet man auf dem Deich und so weiter. Aber dazwischen? Nüschte.
Schweine waren ja schon immer eher im Stall. Das war schon früher was Besonderes, wenn man eines Schweines Antlitz im Tageslicht erspähen durfte. Die Optik eines Schweines kannte man vielfach als Kind nur von Marzipanglücksschweinen, Sparschweinen und aus dem Kinderbuch über den Bauernhof. Etliche Kinder konnten echte Schweine gar nicht als solche erkennen, weil sie gar nicht die Farbe einer Barbie-Prinzessin haben, welche man ihnen fälschlicherweise zuschreibt.
Schweine haben aber immerhin ein Problem mit ihren pelzlosen Haut. Die verbrennt, wenn sie zu lange in der Sonne rumliegen. Und der Aufwand, den man betreiben müsste, wenn man jeden Morgen alle Schweine mit Sonnenmilch…nicht auszudenken. Aber verbrennen jetzt auch Kühe? Wohl kaum.
Der einzige Grund ist der, dass es irgendwie kostengünstiger ist, Kühe festgebunden im Stall zu halten und mit Soja aus Regenwaldanbau zu füttern anstatt sie auf die Wiese neben dem Hof zu stellen, wo sie sich alleine füttern und gleichzeitig ihre eigene Weide düngen. Hängt vermutlich damit zusammen, dass man die Melkmaschine so viel schneller an die Zitzen pfropfen kann.
Die Franzosen haben da irgendwie eine ganz andere Sichtweise auf ihre Milch und ihren Käse. Da soll nur was Gutes rein und deshalb muss die Milch auch wegen der Aromen von bestimmten Wiesen gespeist ins Euter kommen. Entsprechend leben auf Frankreichs Weiden jede Menge Kühe unter freiem Himmel. Sollten wir vielleicht auch mal wieder hin.
Futtersojaanbau ist nämlich etwas abgrundtief Böses.
Herrscher der Hölle, dein Name ist Futtersoja!
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ich mich genötigt sah in Ermangelung alternativer Bierquellen in Südfrankreich die Früchte der elsässischen „Braukunst“ käuflich zu erwerben. Die Auswahl war immens. In französischen Supermarchés kann man unfassbar viele unterschiedliche Arten von sogenanntem Bier kaufen. Bloß schmecken tut es nicht so richtig gut. Aber sei’s drum. Spaß macht es auf jeden Fall dort Bier zu kaufen.
Zunächst ist man belustigt über die absurden Größen. Üblicherweise wird einem das Bier dort in Fläschchen angeboten, die man kaum leertrinken kann, weil sie in der Pranke versinken und vom Munde so schwer zu erreichen sind, winzig wie sie sind. Möchte man größere, so bekommt man Einliter-Glasflaschen, so wie die Einwegglasflaschen mit Fassbrause von Aldi früher. Oder gleich in 1,5-Liter-PET-Pullen. Schlimm. Gemeinsam haben all diese Flaschen den Schraubverschluss.
Die kleinen Flaschen bekommt man in unterschiedlichsten Gebindegrößen, angefangen bei vier Flaschen bis hin zu 30 (!).
Aber das lustigste an den Bieren sind zweifelsohne ihre Namen und deren Logos. Zum Piepen! Es wird versucht, die Biere möglichst deutsch zu benennen. Hierbei ist natürlich oftmals wichtig, das ganze mit den witzigen deutschen Umlautpünktchen zu versehen, und wie ginge das einfacher als mit dem im Namen unterzubringenden Terminus „Bräu“. So habe ich freudig erregt den Namen „Hopsenbräu“ lesen dürfen. Noch witziger jedoch ist die aufs Etikett gedruckte Unkenntnis der deutschen Sprache, wenn man die Umlautpünktchen auf den falschen Buchstaben setzt, wie in „Waldenbraü“.
Mein erklärter Liebling unter den französischen Bieren jedoch heißt zweifelsfrei „Zornbier“. Der Name allein schon klingt vielversprechend. Wie der gallische Zaubertrank, den Miraculix immer zusammenkocht. Lauert Gefahr, dann schnell ein Schluck Zornbier, in der eintretenden Rage kann man jeden Feind vernichten!
Merkwürdig am Zornbier ist jedoch das Logo. Das Wort „Zorn“ impliziert bei mir sogleich den wütenden Berserker, der alles zermalmt was ihm im Wege steht, nicht zu besänftigen, bis nur noch eine vollkommen verwüstete Endzeitlandschaft ihn umgibt. Doch was malt einem der Franzose unter den Schriftzug? Das genaue Gegenteil: Einen gütigen Hirten, umringt von seinen knuffigen Lämmlein.
Dieses Etikett ist ein König unter den Etiketten. Gott sei gepriesen, dass ich mir damals den Karton aufhob, welcher mich seit mehreren Jahrzehnten zuverlässig zu erheitern vermag. Bei meinen letzten Besuchen in Frankreich habe ich bedauerlicherweise das mittlerweile leicht verblasste Etikett nicht ersetzen können, weil ich dieses Bier nicht mehr fand. Sollte die Brauerei den Weg allen Irdischen gegangen sein, so starb mit ihr ein großer Name unter den schlechten Bieren.