Heute ist mir eine kleine Begebenheit widerfahren.
Ich weiß, damit bin ich nicht allein, sicherlich wird der/die eine oder auch sogar der/die andere heute eine direkte Begebenheit erlebt haben. Doch sollen all diese Begebenheiten nicht Gegenstand meiner Betrachtungen sein, auch wenn des/der einen oder anderen Begebenheit mit einem Phänomen der meinen Begebenheit zusammenhängen sollte.
Heute nämlich hat es zu ersten Mal in diesem Winter in Berlin herabrieselnde Schneeflöckchen, ja sogar amtliche Schneeflocken gegeben. Sollte also der/die eine oder andere eine Begebenheit im Zusammenhang hiermit erlebt haben, ja dies sogar als die ultimative Begebenheit wahrgenommen haben, so möge er/sie seine/ihre Aufregung umgehend zügeln, denn diese Begebenheit ist es nicht. Der Schnee hatte allerdings damit zu tun. Mehr noch allerdings der vorangegangene Graupelschauer.
Wetter hat ja die Eigenschaft, sich irgendwie bemerkbar zu machen. Der Mensch ist mit allerhand Rezeptoren ausgestattet, welche auf Witterungseinflüsse reagieren. In der Haut haben wir zum Beispiel neben den Wärmesensoren auch die Fähigkeit, Druck wahrzunehmen. Zudem gibt es noch diese schöne Sache, die man Körperschall nennt. Wer nicht weiß was das ist, der möge sich eine Stimmgabel zur Hand nehmen, diese in Schwingung versetzen und sich an die Stirn halten. Wer keine Stimmgabel hat, dem sei empfohlen mit den Zähnen aufeinander zu schlagen. Der Sound, der dabei wahrgenommen wird ist ungleich lauter als in der Umgebung wahrzunehmen. Das ist Körperschall.
Was aber hat Körperschall mit Graupel zu tun? Wer schon einmal meine hier veröffentlichten Texte gelesen hat, der weiß, dass ich nun wieder mein zur Abwesenheit neigendes Haupthaar ins Feld führe. Und so ist es auch:
Mein Haarwuchs ist eher schütterer Natur, infolgedessen kommen verschiedene Witterungseinflüsse direkter an meinen Kopf als beispielsweise bei Gitarrenmacker Slash. Heute begab es sich, dass ich draußen unterwegs war und eben genannter Graupelschauer begann. Leider hatte ich es versäumt mich auf eine entsprechende Wetterumstellung adäquat vorzubereiten und musste nun meine nur durch eine dünne Hautschicht geschützte beinerne Schädelplatte der Wettergötter Unbill aussetzen. Die Eiskristalle schlugen auf meinen Kopf und der daraus resultierende Körperschall ließ mich ahnen, warum steter Tropfen auf bare Stirnen eine international anerkannte Foltermethode ist.
Schlaue Menschen haben irgendwann in grauer Vorzeit die Kleidung erfunden. Irgendwann wurde auch der Kopf als Körperteil entdeckt, den man mit Kleidung ausstatten kann, so zum Beispiel mit einer Mütze, einem Helm oder sogar einem Hut. Als ich noch jung und im Überfluss mit Haar ausgestattet, wusste ich noch nicht so recht, wozu ein Hut da ist. Ich vermutete, dass im Tragen von Hüten in erster Linie Geckentum zum Ausdruck käme. Heutzutage jedoch weiß ich, dass es durchaus Sinn macht breitkrempige Hüte zu tragen. Hüte sind nämlich, je nach Bauart, durchaus in der Lage, witterungsbedingte Einschränkungen des Gesamtorganismus zu vermeiden. Deshalb spricht man wohl auch von verhüten.
Im heute stattgefundenen, körperschallbedingt nervigen Graupelschauer wünschte ich mir entsprechend meinen Filzhut herbei. Dieser kann sogar fiese Regenschauer lange von der Kopfhaut fernhalten. Kein Tropfen, keine Schneeflocke und auch kein Hagel- oder Graupelbatzen ist in der Lage, meinen Schädelknochen in Schwingung zu versetzen. Der Hut kam aber nicht herbei und ich verfluchte innerlich mich selbst und vor allem die Tatsache, dass ich keinen Hut bei mir hatte.
Und das war meine kleine Begebenheit. Wer sich jetzt dahingehend zum Nörgeln bemüßigt fühlt, dass diese Begebenheit so vollmundig angekündigt worden ist und doch eigentlich keiner Erwähnung bedarf, weil vollkommen uninteressant, dem sei gesagt, dass ich oben der Begebenheit das Attribut „klein“ vorangestellt habe, um damit anzudeuten, dass hier keine haarsträubende Geschichte mit internationalen Verwicklungen im Nachgang zu erwarten sei. Fürwahr, das habe ich.