Der böse Blick

Wer den Jugend-Wald-Horror-Slasher-Film der 70er und 80er kennt und schätzt, der kennt und schätzt auch den damaligen Spannungsgruselaufbau, welcher oftmals einherging mit Lagerfeuer und Dunkelheit. Wenn dann die Jugend ums Feuer herumsaß, dann wurden gruselige Geschichten erzählt. Der jeweilige Gruselgeschichtenerzähler unterstrich die Gruseligkeit der Geschichte durch einen simplen Trick, er verfremdete sein Gesicht zu einer unheimlichen Maske, indem er sich eine Kerze oder Taschenlampe unter das Gesicht hielt und so eine eher unübliche Fratze hervorrief. Das war dann unheimlich. Doch das war früher.
Heute ist das anders. In den nächsten Wochen und Monaten wird das wieder zu beobachten sein, denn die dunkle Jahreszeit beginnt. Schon nachmittags wird es diffus düster, das Licht der Sonne bescheint unser aller Antlitze nur während der Arbeit, und das auch nur, wenn wir so schlau waren, einen Beruf zu ergreifen, welcher uns den Aufenthalt im Freien erlaubt oder vorschreibt. Zu den Wegezeiten werden wir uns wieder verstärkt durch die Finsternis bewegen, und dies inmitten der sich zeitgleich zum gleichen Zwecke bewegenden Menschenmassen. Und etliche dieser Mitmenschen beleuchten sich hierbei ununterbrochen die Gesichter von unten, ohne jedoch dabei eine Gruselgeschichte zu erzählen, ja, sie wirken auch gar nicht gruselig, vielmehr schon vollkommen normal. Absurd und unheimlich sind beinahe schon unbeleuchtete Gesichter ohne Handydisplaygeleuchte von unten.
Ich frage mich, ob es am Lagerfeuer noch irgendwo auf dem Planeten Menschen gibt, die sich die Gesichter von unten beleuchten um gruseliger zu wirken. Höchstens aus traditionellen Gründen, nehme ich an. Um einen Gruseleffekt durch Gesichtsbeleuchtung zu erzielen werden die Menschen künftig wohl auf den abenteuerlichen Effekt des von oben beleuchteten Gesichtes zurückgreifen müssen. Denn wo gibt es den denn noch? Durch die permanent über Handy, Tablet und Laptop gebeugten Gesichter trifft doch bei den meisten Menschen nicht mal mehr im Sommer ein natürlicher Lichtstrahl die Stirn. Auch in Räumlichkeiten wird die an der Decke angebrachte Lampe vermutlich nur noch das Hinterhaupt bestrahlen.
Bald ist wieder Helloween. Meine neueste Geschäftsidee sieht vor, mir einen Haufen Mützen zu kaufen und an diesen LED-Leuchten anzubringen, welche die Gesichter von oben beleuchten. Damit werde ich unermesslich reich werden, jedoch muss ich mich noch rechtlich beraten lassen, ob die zu erwartenden tödlichen Herzattacken derer, welche mit dem unerträglichen „Süßes oder Saures“-Ruf aus den grässlich abnorm erleuchteten Fratzen konfrontiert werden, mir zur Last gelegt werden können. Aber die Zeit rennt. Kennt jemand einen Expressanwalt, der dies Frage binnen einer Woche zu beantworten imstande ist?
Bitte?

Strahlend

Heute habe ich einen Telefonanruf in der Badewanne entgegengenommen. Nackig. Der Empfang war schlecht. Ich bin überzeugt, die Ursache für den schlechten Empfang zu kennen:
Mein nackter Astralleib strahlt dermaßen starke Anmut aus, dass diese Strahlkraft offenbar in der Lage ist, Mobilfunknetze zu stören.
Dies ist bislang nur eine These, ich telefoniere nur äußerst selten nackt. Um meine These zu bestätigen (wahrscheinlich) oder zu widerlegen (unwahrscheinlich) werde ich in der nächsten Zeit vielleicht mal öfter nackig telefonieren, am Besten an unterschiedlichen Orten, nur um sicherzustellen, dass die störenden Interferenzen nicht vom Badezimmer herrühren. Bestätigung werde ich vermutlich zunächst in der dem Bad nächstgelegenen Küche bekommen (vgl. https://thynnephph.wordpress.com/2015/03/09/abgeschirmt/ ). Auch nackt im Fahrstuhl und unbekleidet im Keller erscheint mir vielversprechend für den empirischen Beweis.
Möglicherweise werde ich dann anschließend umsatteln, den Sozialarbeitskram und die Landschaftsgärtnerei an den Nagel hängen und lukrativ zu irgendeinem Geheimdienst wechseln, um nackt Geheimgesprächen beizuwohnen, welche dann nicht mehr abgehört werden können. Kann ich bestimmt unfassbar viel Geld für verlangen. Und viele spannenden Sachen hören! Und ich darf dann vielleicht auch mit in die TTIP-Hinterzimmer!
Wenn es soweit ist werde ich dann die gehörten Geheimnisse hier veröffentlichen? Vielleicht.
Aber Pssst…. darf keiner wissen, sonst wird es nichts mit der zweiten Karriere.
Und das wäre doch zu schade.

Idioten

Die Dummen rennen wieder johlend durch die Straßen und zündeln. Ich habe Angst, dass sie dabei auch noch glauben, das Richtige zu tun.
Wissen Nazis eigentlich, dass sie böse sind? Oder reicht der armselige Verstand noch nicht einmal mehr dafür?

Irre Wesen

Eine philosophische Frage kam heute in einem kurzen Disput zum Thema medizinischer Fortschritt auf.
Vor einiger Zeit blitzte irgendwo die Nachricht auf, dass man es für denkbar halten könnte, einen Kopf zu transplantieren. Diesbezüglich stellte sich nun die Frage, was man denn dann nun wem transplantieren würde. Bekäme nun mein Körper einen neuen Kopf transplantiert, so würde ja die in diesem Kopf befindliche Person künftig meinen Körper haben, ich aber würde mitsamt meinem Kopf weggeschmissen. Entsprechend bekäme ja ich nicht einen Kopf, sondern vielmehr der Kopf meinen Körper transplantiert. Deshalb dürfte man dann ja weniger von einer Kopf- sondern vielmehr von einer Körpertransplantation sprechen.
Bei einer solchen Operation stellt sich aber dennoch die Frage, wer denn nun eigentlich Spender und wer Empfänger ist? Von der Masse Mensch her ist eher der Körper der Empfänger. Schließlich bekommt der ja nur ein relativ kleines Stück ersetzt. Verortet man aber den Menschen als Person im Gehirn, so ist dieser Mensch ja im relativ gesehen kleinen Kopf drin und ihm wird mithilfe des angenähten Körpers sein Motor ersetzt, ist aber dennoch noch der selbe Mensch, also müsste er der Empfänger sein.
Nimmt man diesen Argumenten entsprechend nun an, dass beide Teile gleichermaßen Empfänger sind, dann dürften nach der Operation eigentlich zwei neu zusammengebastelte Menschen zu erwarten sein. Es gibt ja keine Spender, also auch keinen Abfall.
In diesem Falle sollte die Operation jedoch überflüssig sein, weil man ja keinen Menschen rettet, sondern nur zwei umbaut. Man dürfte die Operation dann nur in dem extrem unwahrscheinlichen Fall durchführen, dass zwei Menschen, die miteinander kompatibel sind, zeitgleich im selben Operationssaal sterben, und zwar so, dass bei dem einen der Kopf kaputt geht und bei dem anderen der Körper, aber in jedem Falle müssten sie ja beide eigentlich tot sein, weil sie ja sonst nicht als Spender zur Verfügung stünden.
Dieser Fall erscheint mir aber so dermaßen absurd und unwahrscheinlich, dass ich vermute, ohne finstere Machenschaften käme dieser Fall niemals zustande. Demzufolge wird eine solche Operation in jedem Fall mit einem Mord einhergehen, was sie de facto weltweit zu einem Verbrechen macht. Sie ist also überall verboten.
Warum also macht man sich überhaupt Gedanken darüber, ob das möglich ist? Und verpulvert dabei Unmengen an Forschungsgeldern?
Ach so, um einen publikumswirksamen irren Wissenschaftler groß rauszubringen?
Aber dafür hatten wir doch bislang Hollywood, oder?
Ist doch auch ganz nett so.
Man lasse die Spinnerei also schnellstens bleiben.
Außer im Film.
Da isses lustig.

Noch mehr Huf

Gerade ist mir noch einmal aufgefallen, was mir schon in den letzten Sommern auffiel:
Hierzulande stehen kaum noch Nutztiere auf der Weide herum. Ich glaube mich erinnern zu können, dass in meiner Kindheit stets und ständig Weiden von Kühen beweidet worden sind. Das ist nicht mehr in diesem Maße der Fall. Weiden werden heute irgendwie eher maschinell beweidet und das Nutzvieh steht unter Dach herum.
Sicher, es gibt noch ein paar Bereiche, wo man Kühen begegnen kann, so beispielsweise auf der Alm, Schafe findet man auf dem Deich und so weiter. Aber dazwischen? Nüschte.
Schweine waren ja schon immer eher im Stall. Das war schon früher was Besonderes, wenn man eines Schweines Antlitz im Tageslicht erspähen durfte. Die Optik eines Schweines kannte man vielfach als Kind nur von Marzipanglücksschweinen, Sparschweinen und aus dem Kinderbuch über den Bauernhof. Etliche Kinder konnten echte Schweine gar nicht als solche erkennen, weil sie gar nicht die Farbe einer Barbie-Prinzessin haben, welche man ihnen fälschlicherweise zuschreibt.
Schweine haben aber immerhin ein Problem mit ihren pelzlosen Haut. Die verbrennt, wenn sie zu lange in der Sonne rumliegen. Und der Aufwand, den man betreiben müsste, wenn man jeden Morgen alle Schweine mit Sonnenmilch…nicht auszudenken. Aber verbrennen jetzt auch Kühe? Wohl kaum.
Der einzige Grund ist der, dass es irgendwie kostengünstiger ist, Kühe festgebunden im Stall zu halten und mit Soja aus Regenwaldanbau zu füttern anstatt sie auf die Wiese neben dem Hof zu stellen, wo sie sich alleine füttern und gleichzeitig ihre eigene Weide düngen. Hängt vermutlich damit zusammen, dass man die Melkmaschine so viel schneller an die Zitzen pfropfen kann.
Die Franzosen haben da irgendwie eine ganz andere Sichtweise auf ihre Milch und ihren Käse. Da soll nur was Gutes rein und deshalb muss die Milch auch wegen der Aromen von bestimmten Wiesen gespeist ins Euter kommen. Entsprechend leben auf Frankreichs Weiden jede Menge Kühe unter freiem Himmel. Sollten wir vielleicht auch mal wieder hin.
Futtersojaanbau ist nämlich etwas abgrundtief Böses.
Herrscher der Hölle, dein Name ist Futtersoja!

Held

Mitunter betätige ich mich bei langweiligen Autobahnfahrten als Matschzoologe, das heißt ich versuche die zermalmten Überreste des Wildbestandes auf dem Asphalt, bzw. Beton in Gattung und eventuell gar Art einzuordnen. Jedenfalls das was übrig ist.
Unlängst ist mir dabei etwas außerordentlich bemerkenswertes gelungen, ich argwöhne sogar eine unglaublich rare Fähigkeit zu besitzen, welche dereinst dem von uns bewohnten Sonnensystem von großem Nutzen sein könnte! Ich vermochte dem Marder, ob Stein- oder Baummarder konnte ich infolge des zerfahrenen Allgemeinzustands nicht mit letzter Sicherheit erkennen, seinen Rufnamen zuzuordnen. Er lag hinter einer für ein so kleines Tier doch sehr beachtlichen Blutspur und begann damit, sich in den Straßenbelag einarbeiten zu lassen. Neben ihm, jedoch jenseits der Leitplanke, war ein kleines Holzkreuz errichtet worden, darauf zu lesen der Name Herbert. Entsprechend gehe ich davon aus, dass dies sein Name ist, bzw. war.
Fraglich jedoch ist, warum sich jemand die Mühe macht, dem armen Herbert ein Holzkreuz zu errichten, es aber nicht vermag, seinen Leichnam zu bergen.
Ist mir in meinen Schlussfolgerungen etwa ein Fehler unterlaufen? Ist Herbert eventuell gar nicht der Name des so brutal dahingeschiedenen Kleinraubtieres? War es Zufall, dass die beiden so vortrefflich zusammenpassenden Dinge (Kadaver und Kreuz) so dicht beieinander sich befanden?
Vermutlich.
Wahrscheinlich habe ich gar keine übernatürlichen Fähigkeiten, mithilfe derer ich die Namen verstorbener Tiere ergründen kann. Wäre aber eigentlich auch albern. Ich wüsste nicht, wie man aus dieser Superkraft einen abendfüllenden Blockbuster oder eine international erfolgreiche Graphic-Novel-Reihe machen sollte.
Nun denn, dann werde ich eben weiter suchen nach verborgenen Fähigkeiten, die mir innewohnen und welche das Böse in der Welt erzittern lassen.
Oder das Gute. Wenn ich ein Superschurke sein sollte. Aber auch für planetenbedrohende Schurkereien taugt das Erraten der Namen von toten Tieren nicht.
Hm.
Unter Umständen bin ich wohl doch vollkommen normal.
Auch gut.
Soll sich Clark Kent um den ganzen Mist kümmern.
Ich bin eh zu faul.
P.S.: Ich besitze im Übrigen auch nicht die Superkraft, bei vollem Tempo auf der Autobahn flugs Fotos eventueller malerischer Wildkadaver zu machen. Entsprechend handelt es sich auf dem Bild auch keineswegs um den vermeintlichen Herbert, sondern vielmehr um ein namenlos dahingerafftes Marderexemplar aus dem letzten Jahr irgendwo in MeckPomm. Aber passt so schön.