Bedenklich

Mir ist letztens etwas verfassungsrechtlich relevantes widerfahren:
Beim herumschneftern in verlassenem Gelände lehnte ich mich an eine alte Türöffnung und stieß mir dabei ein ins Mauerwerk eingelassenes Metallteil in den Rücken. Schmerzbedingt sprang ich von der Mauer fort, wodurch die unheilige Allianz aus Haken und Kreuz sogleich wieder getrennt wurde.
Bloß gut, dass kein Verfassungsschutz zugegen war.

(Vgl. „Unbedenklich“ https://thynnephph.wordpress.com/2015/06/02/unbedenklich/)

Contrazession

Jetzt, kurz bevor die Spinner in Scharen das Land in Angst und Schrecken versetzen, ganze Landstriche kahlfressen und Gespinstnester allerorten verteilen, auf dass sich allergische und asthmatische Krankheiten wie Lauffeuer verbreiten und die Angst vor dem Wald in der Bevölkerung wieder ungeahnte Ausmaße annimmt, blühen die Eichen lieblich vor sich hin und sehen aus, als wenn kein Wässerchen ihr Leben zu trüben imstande wäre. Das ist schön.
Nicht so schön ist der Inhalt der Jako-O Wald-Abenteuer-Lern-Software für Kinder ab 7. Was ein Kind nämlich daraus lernt ist, dass man Wälder eigentlich niederbrennen sollte weil da so schlimme Organismen drin sind.
Kinder lieben kleine Lernfilmchen. Die gibt es auch auf dieser Lern-CD. Und in diesen Filmchen lernt man vom schrecklichen Fuchsbandwurm, welcher die Eingeweide zerfrisst, wenn man nicht alles aus dem Wald zu einem formlosen Brei zerkocht, dass man unweigerlich von Zecken befallen wird, welche einen mit den grässlichen Krankheiten Borelliose und FSME ausstatten werden, und dass die Tollwut einen tödlich dahinrafft, sobald man im Wald auch nur daran denkt, dass es dort Tiere gibt.
Zecken habe ich auch schon massenhaft auf Wiesen und Feldern gesehen. Schnell entdeckt und beherzt entfernt richten sie auch keinen Schaden an. Sie sind lästig und doof, aber das sind Mücken auch und man fährt trotzdem an den See.
Tollwut ist insgesamt sehr selten geworden, Tollwutgebiete im Wald werden oft mit Warnschildern markiert, ansonsten gibt es tollwütige Tiere im Wald nicht häufiger als in der Stadt. Zu zutrauliche Tiere sollte man nicht unbedingt küssen oder ablecken. Macht aber auch eigentlich keiner. Sollte einem ein Kind dennoch erzählen, es habe gerade einen Waschbären gestreichelt, so wasche man seine Hände. Sodann suche man einen Arzt auf, um auf Nummer sicher zu gehen. Es ist aber insgesamt ausgesprochen unwahrscheinlich, dass den lieben lärmenden Kleinen üb erhaupt jemals ein Wildtier im Wald begegnet.
Dem Fuchsbandwurm sollte man insgesamt mit deutlich mehr Gelassenheit begegnen, wie ich finde. Mein alter Herr hat mir auch schon einmal mit deutlicher Nachhaltigkeit den Genuss von Blau-, Brom-, Him- und Walderdbeeren vergällt indem er mich auf den fiesen Fuchsbandwurm aufmerksam machte. Im Radio hat mir dann später aber einmal Christoph Drösser erzählt, dass das alles Quatsch ist und man getrost den Wald ablecken kann wenn einem danach ist, ohne dass einem dabei etwas passiert. Natürlich nicht wörtlich und nicht mir persönlich, aber ich habe mir das zu Herzen genommen und esse wieder Blaubeeren und Walderdbeeren und mein Leben ist wieder viel reicher geworden.
Und wenn man einmal daran denkt, wo der Fuchs überall herumschneftert, in der Stadt, auf dem Feld, auf Schulhöfen und vor allem sicherlich auch auf jedem Erdbeeerfeld: Werden deswegen sämtliche Erdbeeren dieser Welt bis zur Unkenntlichkeit zerkocht vor dem Verzehr?! Mitnichten!
Den Wald zu betreten ist Gebot für Kinder! Man darf ihnen nicht Angst einjagen vor dem Wald! Sie sollen nicht an allen Pflanzen knabbern weil davon einige giftig sein können, aber rennen Kinder wild äsend durch den Wald?
Nein.
Sie sollen nicht einfach alle Pilze fressen, derer sie gewahr werden, aber tun Kinder das?
Nein.
Sie sollen nicht jedes Tier streicheln und auf den Arm nehmen, aber lassen Tiere das mit sich machen?
Nein.
Eine gewisse Vorsicht gegenüber kuscheligen Prozessionspinnergespinstnestern gegenüber ist sicherlich richtig und wichtig, aber dort, wo der Spinner sein Unwesen treibt stehen gemeinhin Warnhinweise die man mit seinen Kindern besprechen kann. Genau wie bei der Tollwut.
Entsprechend mein Appell an alle: Geht mit Euren Kindern in den Wald und schickt sie los, denselben selbst zu erkunden. Wenn sie anschließend Kratzer an Armen und Beinen haben, Äste, Moos,Laub und Spinnweben im zerzausten Haar hängen und mannigfaltigster Dreck sich unter den Nägeln und an der Kleidung finden, wo auch Kletten und allerlei sonstige Pflanzenteile hängen, dann ist das ein Grund sie zu loben und nicht sie zu tadeln.
Merkt Euch das!

Kleine Sünden…

…bestraft der liebe Gott sofort. Zum Beispiel wird man unweigerlich von der See verschlungen, wenn man zu jubeln beginnt beim Anblick erhängter Marinetaucher am Helikopter.

Wohlklang

Als gar lieblich empfinde ich die hier zu schauende Alliteration, obendrein mit einer Buchstabendoppelkonstellation.
Begeisterung ist gar kein Ausdruck, ich erstarre vor Ehrfurcht. Große Straßennamen sind ohnehin ein Steckenpferd meiner.
Vor einiger Zeit bin ich mit meinem holden Weibe gemeinsam auf die Idee gekommen, einmal ein ganzes Stadtviertel zu errichten und mit Straßennamen auszustatten. Als Thema für unser Stadtviertel wollten wir Wurst erwählen. Mit so klangvollen Namen wie Zungenwurstgasse, Salamiweg, Leberwurststeig, Currywurstplatz oder Grützwurstboulevard. Leider sind wir noch nicht in die Verlegenheit gekommen entsprechend großflächig stadtplanerisch tätig werden zu dürfen. Auch vermute ich, dass eventuell irgendwelche Stadtoberen der Meinung sein könnten, dass das unpassend wäre. Ende vom Lied wären dann wieder Namen wie Lindenstraße, Hauptstraße oder, mein Knüller der inspirationslosen Straßenbenennungen, Straße 48.
Wenn schon althergebrachte Straßennamen, dann doch lieber Hölle, Seitenbeutel, Oberer Fauler Pelz, Kükenschnipp oder eben auch Große Gröpelgrube.
Wie schön die Welt doch sein könnte…

Dummheit

An dieser Stelle möchte ich mich mal in die Reihe derer einreihen, welche reihenweise Schmähartikel zu einer blödsinnigen und definitiv nicht mehr zeitgemäßen Regelung schreiben, die sich „Sommerzeit“ nennt.

Die Winterzeit, auch Normalzeit genannt, ist etwas feines. Die Umstellung im Herbst entsprechend auch, und das nicht nur, weil einem „eine Stunde geschenkt“ wird, wie viele Leute fälschlicherweise immer sagen. Mit der Umstellung der Sommerzeit in die Winterzeit wird lediglich der alle Jahre am letzten Märzsonntag wieder begangene Fehler korrigiert. Das Handwerk und die im Landschaftsbau tätigen Dienstleister und sicherlich noch eine ganze Reihe weiterer Berufsgruppen wird mit mir darüber einstimmen, dass es sinnvoll ist, die Zeit im Herbst so umzustellen, dass es nicht erst gegen Mittag hell ist, damit man seinem Tagewerk zu vernünftiger Stunde nachgehen kann. Die Arbeitszeit vieler Berufsgruppen, die auf Tageslicht angewiesen sind, beginnt üblicherweise gegen sieben Uhr morgens, plusminus eine Stunde. Mit der Normalzeit ist es wenigstens gegen acht hell, wenn die Tage am kürzesten sind. Passt.

Die Sommerzeit hingegen korrigiert nichts. Es fällt mir definitiv nichts ein, was die Sommerzeit argumentativ begründen würde. Es ist dann später am Abend noch hell, aber das wird es im Laufe der Zeit ja ohnehin. Und im Sommer, wenn die Nächte am kürzesten sind, kann keine Sau vernünftig einschlafen, weil die Sonne bis um Mitternacht vom Himmel brüllt (gefühlt).

Alle Welt motzt über die Sommerzeit, viele werden krank und die Produktivität sinkt, weil eine allgemeine Erschöpfung den Volkskörper heimsucht. Warum nicht beschließen, dass man nur noch einmal die Zeit umstellt im Oktober und es dann einfach mal bleiben lässt? Ein für alle Mal? Endgültig? Die Welt wäre eine bessere. Ein Bottich neues Gehirn den Entscheidungsträgern!

Gibt es eine Lobby, die das verhindert? Was sollte das für eine Lobby sein? Wer profitiert von der Sommerzeit? Biergärten? Sonnenmilchindustrie? Rolladen- und Vorhangproduzenten?

Ich wusste gar nicht, dass die so mächtig sind.

Die einzige Industrie, der ich eine gewisse Macht einräume, die sicherlich in den nächsten Wochen wieder ein sattes Umsatzplus verzeichnen wird ist die Kaffeeindustrie.

Entsprechend: Guten Morgen. Jetzt einen Kaffee.