Noch mehr Huf

Gerade ist mir noch einmal aufgefallen, was mir schon in den letzten Sommern auffiel:
Hierzulande stehen kaum noch Nutztiere auf der Weide herum. Ich glaube mich erinnern zu können, dass in meiner Kindheit stets und ständig Weiden von Kühen beweidet worden sind. Das ist nicht mehr in diesem Maße der Fall. Weiden werden heute irgendwie eher maschinell beweidet und das Nutzvieh steht unter Dach herum.
Sicher, es gibt noch ein paar Bereiche, wo man Kühen begegnen kann, so beispielsweise auf der Alm, Schafe findet man auf dem Deich und so weiter. Aber dazwischen? Nüschte.
Schweine waren ja schon immer eher im Stall. Das war schon früher was Besonderes, wenn man eines Schweines Antlitz im Tageslicht erspähen durfte. Die Optik eines Schweines kannte man vielfach als Kind nur von Marzipanglücksschweinen, Sparschweinen und aus dem Kinderbuch über den Bauernhof. Etliche Kinder konnten echte Schweine gar nicht als solche erkennen, weil sie gar nicht die Farbe einer Barbie-Prinzessin haben, welche man ihnen fälschlicherweise zuschreibt.
Schweine haben aber immerhin ein Problem mit ihren pelzlosen Haut. Die verbrennt, wenn sie zu lange in der Sonne rumliegen. Und der Aufwand, den man betreiben müsste, wenn man jeden Morgen alle Schweine mit Sonnenmilch…nicht auszudenken. Aber verbrennen jetzt auch Kühe? Wohl kaum.
Der einzige Grund ist der, dass es irgendwie kostengünstiger ist, Kühe festgebunden im Stall zu halten und mit Soja aus Regenwaldanbau zu füttern anstatt sie auf die Wiese neben dem Hof zu stellen, wo sie sich alleine füttern und gleichzeitig ihre eigene Weide düngen. Hängt vermutlich damit zusammen, dass man die Melkmaschine so viel schneller an die Zitzen pfropfen kann.
Die Franzosen haben da irgendwie eine ganz andere Sichtweise auf ihre Milch und ihren Käse. Da soll nur was Gutes rein und deshalb muss die Milch auch wegen der Aromen von bestimmten Wiesen gespeist ins Euter kommen. Entsprechend leben auf Frankreichs Weiden jede Menge Kühe unter freiem Himmel. Sollten wir vielleicht auch mal wieder hin.
Futtersojaanbau ist nämlich etwas abgrundtief Böses.
Herrscher der Hölle, dein Name ist Futtersoja!

Technikgott

Unverständnis befällt mich angesichts der vollkommen unsinnigen Verhaltensweisen diverser Konzertbesucher:
Sie zahlen teilweise horrende Eintrittspreise, nur um anschließend nicht der musikalischen Darbietung zu lauschen oder das Live-Geschehen zu genießen, sondern sie ziehen es vor, sich alles als verwackelte Angelegenheit auf ihrem Mobilfunkdisplay anzusehen. Zu allem Überfluss halten sie auch noch ihre Telefone hoch, so dass jeder, der hinter ihnen steht, auch gezwungen ist, sich das schöne Konzert als mieserable Abbildung auf dem Telefon eines vollkommen unbegabten Kameramenschen anzuschauen. Mögen ihnen allen die Daumen abfaulen!
Meine erklärte Hochachtung gilt jedem, der „aus Versehen“ den entsprechenden Leuten beim Tanzen das Gerät aus der Hand schlägt und anschließend mit seinen metallbesohlten Schuhen „aus Versehen“ draufstampft. Aber das ist ja bedauerlicherweise verboten.
Gewöhne Dir dieses ignorante und egoistische Verhalten bitte schleunigst wieder ab, Welt! Ist doch auch zu blöd, das Ganze. Denn wer will sich denn schon gerne beschissene Filme mit überbelichteten, verwackelten Bühnen und räudigster Tonqualität ansehen?!
Richtig: Niemand!
Und vermutlich auch all die Trottel nicht, die die Scheiße drehen.
Aber auf Youtube hochladen und das mit Mist gewiss nicht eben arme Internet nachhaltig weiter vollmüllen, das geht gerade noch!
Arme Welt.
Hilfe…

Namensgebung

Kürzlich sprachen wir über Tanzlokale in Berlin. Dabei kam es seitens meines holden Weibes zu einem lustigen Versprecher, und zwar schüttelte sie die Wortanfänge von „Klärchens Ballhaus“. Das Resultat „Bärchens Knallhaus“ scheint mir ein vortrefflicher Name für ein schlüpfriges Rotlicht-Etablissement in Berlins Mitte.
Die Namensrechte sind hiermit meine! Weil ich aber kein Bordell zu führen wünsche kann man mir den Namen gerne abkaufen.
Irgendwelche Gebote?

Für die Ochsen

Was für die Gans St. Martin ist für den Flieder der Himmelfahrtstag, welcher gestern stattfand.
Zu St. Martin werden vielfach die berühmten Martinsgänse zubereitet und vertilgt. Zu Ostern sind es die Lämmer. Wobei in beiden Fällen das massenhafte Töten ein paar Tage früher stattfindet, damit die entsprechenden Kadaver am Feiertag lecker zubereitet auf dem Tisch zu stehen und die Tiere nicht mehr zu schnattern oder zu blöken haben. Der Flieder wird unfachmännisch am Himmelfahrtstag direkt zerrupft.
Aber gibt es als Mahlzeit auch einen Himmelfahrtsflieder? Nein. Altes Brauchtum verlangt es zu Himmelfahrt von vielen Männern, ihr Fahrrad aus dem Schuppen zu klauben, dies mit Fliederblüten zu bestücken und sodann alles daran zu setzen, sich unbeholfen auf dem geschmückten Fahrrad saufend durch die Lande zu bewegen. Sinn und Ziel dieses Brauches sind unbekannt. Und weil das unwürdige Treiben so gar unchristlich wirkt hat man dem Himmelfahrtstag bei diesem Tun auch den Namen Herrentag gegeben. Aber herrlich ist das auch nicht.
Menschen, die den Himmelfahrtstag nicht begehen, indem sie sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, nennen ihn gerne Vatertag. In etwa zur gleichen Jahreszeit gibt es ja schließlich auch den Muttertag, da braucht der Mann ja sein Pendant! Aber wenn man sich noch nicht fortgepflanzt hat, dann will man ja trotzdem. Oder erst recht!
Dass der Muttertag ein ganz normaler Tag ist wie jeder andere auch, das ist hierbei unerheblich. Der Vater- bzw. Herrentag hat gefälligst frei zu sein. Und weil das nicht reicht braucht man einen Donnerstag, bei dem sich der darauffolgende Freitag natürlich vorzüglich als Brückentag eignet! Um den Kater über das Wochenende zu kurieren und seine Wunden zu lecken. Und wenn beides sich noch nicht eingestellt hat, dann hat ma ja noch ein langes Wochenende, um derlei herbeizuführen.
Alle Jahre wieder ist Christi Himmelfahrt ein unwürdiges Schauspiel, ein Schaulaufen der fliederschindenden Ochsen.
Aber wenigstens sind die Herren zumindest an diesem Tag fähig, einen Flieder zu erkennen. Verbuchen wir es also einmal unter Heimatkunde.

Contrazession

Jetzt, kurz bevor die Spinner in Scharen das Land in Angst und Schrecken versetzen, ganze Landstriche kahlfressen und Gespinstnester allerorten verteilen, auf dass sich allergische und asthmatische Krankheiten wie Lauffeuer verbreiten und die Angst vor dem Wald in der Bevölkerung wieder ungeahnte Ausmaße annimmt, blühen die Eichen lieblich vor sich hin und sehen aus, als wenn kein Wässerchen ihr Leben zu trüben imstande wäre. Das ist schön.
Nicht so schön ist der Inhalt der Jako-O Wald-Abenteuer-Lern-Software für Kinder ab 7. Was ein Kind nämlich daraus lernt ist, dass man Wälder eigentlich niederbrennen sollte weil da so schlimme Organismen drin sind.
Kinder lieben kleine Lernfilmchen. Die gibt es auch auf dieser Lern-CD. Und in diesen Filmchen lernt man vom schrecklichen Fuchsbandwurm, welcher die Eingeweide zerfrisst, wenn man nicht alles aus dem Wald zu einem formlosen Brei zerkocht, dass man unweigerlich von Zecken befallen wird, welche einen mit den grässlichen Krankheiten Borelliose und FSME ausstatten werden, und dass die Tollwut einen tödlich dahinrafft, sobald man im Wald auch nur daran denkt, dass es dort Tiere gibt.
Zecken habe ich auch schon massenhaft auf Wiesen und Feldern gesehen. Schnell entdeckt und beherzt entfernt richten sie auch keinen Schaden an. Sie sind lästig und doof, aber das sind Mücken auch und man fährt trotzdem an den See.
Tollwut ist insgesamt sehr selten geworden, Tollwutgebiete im Wald werden oft mit Warnschildern markiert, ansonsten gibt es tollwütige Tiere im Wald nicht häufiger als in der Stadt. Zu zutrauliche Tiere sollte man nicht unbedingt küssen oder ablecken. Macht aber auch eigentlich keiner. Sollte einem ein Kind dennoch erzählen, es habe gerade einen Waschbären gestreichelt, so wasche man seine Hände. Sodann suche man einen Arzt auf, um auf Nummer sicher zu gehen. Es ist aber insgesamt ausgesprochen unwahrscheinlich, dass den lieben lärmenden Kleinen üb erhaupt jemals ein Wildtier im Wald begegnet.
Dem Fuchsbandwurm sollte man insgesamt mit deutlich mehr Gelassenheit begegnen, wie ich finde. Mein alter Herr hat mir auch schon einmal mit deutlicher Nachhaltigkeit den Genuss von Blau-, Brom-, Him- und Walderdbeeren vergällt indem er mich auf den fiesen Fuchsbandwurm aufmerksam machte. Im Radio hat mir dann später aber einmal Christoph Drösser erzählt, dass das alles Quatsch ist und man getrost den Wald ablecken kann wenn einem danach ist, ohne dass einem dabei etwas passiert. Natürlich nicht wörtlich und nicht mir persönlich, aber ich habe mir das zu Herzen genommen und esse wieder Blaubeeren und Walderdbeeren und mein Leben ist wieder viel reicher geworden.
Und wenn man einmal daran denkt, wo der Fuchs überall herumschneftert, in der Stadt, auf dem Feld, auf Schulhöfen und vor allem sicherlich auch auf jedem Erdbeeerfeld: Werden deswegen sämtliche Erdbeeren dieser Welt bis zur Unkenntlichkeit zerkocht vor dem Verzehr?! Mitnichten!
Den Wald zu betreten ist Gebot für Kinder! Man darf ihnen nicht Angst einjagen vor dem Wald! Sie sollen nicht an allen Pflanzen knabbern weil davon einige giftig sein können, aber rennen Kinder wild äsend durch den Wald?
Nein.
Sie sollen nicht einfach alle Pilze fressen, derer sie gewahr werden, aber tun Kinder das?
Nein.
Sie sollen nicht jedes Tier streicheln und auf den Arm nehmen, aber lassen Tiere das mit sich machen?
Nein.
Eine gewisse Vorsicht gegenüber kuscheligen Prozessionspinnergespinstnestern gegenüber ist sicherlich richtig und wichtig, aber dort, wo der Spinner sein Unwesen treibt stehen gemeinhin Warnhinweise die man mit seinen Kindern besprechen kann. Genau wie bei der Tollwut.
Entsprechend mein Appell an alle: Geht mit Euren Kindern in den Wald und schickt sie los, denselben selbst zu erkunden. Wenn sie anschließend Kratzer an Armen und Beinen haben, Äste, Moos,Laub und Spinnweben im zerzausten Haar hängen und mannigfaltigster Dreck sich unter den Nägeln und an der Kleidung finden, wo auch Kletten und allerlei sonstige Pflanzenteile hängen, dann ist das ein Grund sie zu loben und nicht sie zu tadeln.
Merkt Euch das!

Richtigstellung

An dieser Stelle möchte ich noch schnell etwas klarstellen zu meinem vorhin veröffentlichten Schüttelreim (siehe: https://thynnephph.wordpress.com/2015/04/30/stillstand/) . Nicht dass man mich als einen Knülch hinstellt, der kein Verständnis hat für Baustellen. Immerhin bestreite ich meinen Lebensunterhalt zu beträchtlichen Teilen mit Baustellen.
Entsprechend möchte ich hier mal eine Lanze brechen für all die Bauarbeiter, die tagtäglich mit Schmähungen behelligt werden.
Baustellen sind oftmals nötig, wenngleich auch mitunter lästig. Das allgemeine Unverständnis Baustellen gegenüber, welches man oft wahrnimmt, rührt her von mangelnder Sachkenntnis. Viele Menschen sehen nur, dass eine Baustelle auf ihrem angestammten ausgetretenen Pfad begonnen wird und denken: „Oh Kacke, Baustelle!“. Anschließend sind sie jeden Tag angekotzt ob der Verzögerungen, die ihnen diese Baustelle einbringt. Häufig führt dies aber nicht zu einer sinnvollen Modifizierung des Arbeitsweges zur Zeitersparnis während der Bauphase mit zeitgleicher Horizonterweiterung, sondern nur zu dauerhaftem Gehupe und Gemecker darüber, dass die blödsinnigen Baupöbellahmärsche nicht weiterkommen. Man mutmaßt, dass diese den lieben langen Tag nur damit beschäftigt sind, biertrinkend den vorbeieilenden Damen hinterherzugaffen. Damit dieses Treiben nicht zu augenfällig ist wird die ganze Zeit unter Aufbringung größtmöglicher Staub- und Lärmmengen Dreck hin und hergeschoben.
Der Anblick der Baustellen scheint dies zu bestätigen: Nachdem die Straße oder der Radweg geöffnet wurde wird zunächst ganz viel Dreck weggefahren und danach Dreck wieder angekarrt und breitgemacht, nur um dann noch mehr Dreck zu bringen und den neuen Dreck auf den bereits liegenden Dreck aufzubringen. Zwischendurch wird dann immer nochmal Staub und Lärm gemacht. Und ganz plötzlich geht alles ganz schnell und die Baustelle ist fertig und jeder denkt: „Na bitte, warum nicht gleich so!“
Was der Laie aber nicht weiß ist, dass der Dreck, der nach und nach aufgebaut wird ganz besonderer Dreck ist, der Zaubereigenschaften hat: Er kann Lasten aufnehmen und verteilen und damit Fahrbahnverformungen vorbeugen. Und noch dazu vermag er die Deformierung der Wege durch Frost zu vermeiden. Und damit der spezielle Spezialdreck all dies kann muss er fachmännisch eingebaut werden. Und das machen die Fachleute auf den Baustellen sehr gewissenhaft.
Für Euch, die Ihr den lieben langen Tag Bauarbeiter über einen Kamm schert und sie verdammt und ihr Tun verteufelt. Damit Ihr, allein in Eurer Zweisitzerkarre die Straßen vollstellen und vollstinken könnt und aus dem Fenster blickend Bauarbeiter verfluchen könnt.
Stell Euch vor, die Bauarbeiter würden all dies nicht machen: Ihr hättet in einem Fort Achsenbrüche, dürftet Euch mit dem Auto nur noch mit zehn bis zwanzig Km/h bewegen, hättet keinen schnellen Strom, kein Gas, kein funktionierendes Wasser- und Abwassernetz, brächet Euch immerzu die Haxen an den Stolperkanten auf den Gehwegen und an Internet und all solche bequemen Sachen bräuchtet Ihr gar nicht erst denken.
Entsprechend senket künftig Euer Haupt in Demut und bringt den knochenhart arbeitenden Menschen auf den Baustellen einfach mal ein wenig Dankbarkeit entgegen.
Sie werden es Euch danken indem sie vielleicht etwas schneller arbeiten.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.

Revolution

Der Frühling hält mit Schmackes Einzug, allerorten platzen die Knospen, allerlei Botanik blüht bereits und allesamt brüllen die Gefiederten ihren Balzgesang in unsere Gehörgänge.
Doch nicht nur außerhalb der Betonburgen, die wir unser Eigen nennen, tut sich was, nein, die unbeugsame Natur nutzt jede unserer Schwächen gnadenlos aus und vermag an den abenteuerlichsten Orten seine zweikeimblättrigen Späher auszusenden, wie hier in meiner letztens besuchten Ferienwohnung.
„Wehret den Anfängen!“, so dachte ich nicht und beließ das zarte Pflänzlein, welches ich der immer wieder auf mich einprasselnden Indoktrination durch die Medienwelt wegen liebevoll Aufschwung nannte, an seinem Ort, mit der Hoffnung, ein starkes und widerstandsfähigen, ja eventuell gar wehrhaftes Geschöpf möge sich hier dauerhaft etablieren, indes die Wahrscheinlichkeit hierfür sehr gering war. Vermutlich tat die nach meiner Abreise eingetroffene Putzkolonne das was ich nicht vermochte und riss den Vorboten des Zivilisationsniedergangs mit Stumpf und Stiel aus dem nassforsch gewählten Lebensmittelpunkt.
Doch nehmt dies als Zeichen! Auch chromblitzende Küchen sind nicht unangreifbar durch Wildnis und Freiheit, Garten ist überall!
Und so soll es sein!

Psst

Gestern war ich mal wieder mit meiner Sippe auswärts unterwegs. Und zwar in einem Thermalbad. Thermalbäder sind ja so Wellness-Tempel-Dinger, wo man gefälligst ruhig zu sein hat und wo man, insbesondere als Kind, sich zu verhalten hat wie man sich natürlicherweise nicht verhält.
Als wir unseren, zugegeben sehr erholsamen Aufenthalt dortselbst nun beinahe beendet hatten geschah dann das Folgende: Eine junge Dame, entgegen der üblichen in diesem Etablissement vorherrschenden Kleiderordnung keineswegs in Badekluft gewandet, schleppte eine mittelgroße Kompaktanlage (vergl. Brüllwürfel) an den Rand des einen Wasserbeckens. Anschließend schaltete sie das Gerät ein, und eine Wand aus unerträglicher Fitness-Höllen-Musik erschütterte meinen gerade völlig entspannten Leib, der Schreck fuhr mir in alle Glieder, die Erholung war wieder weg!
Ich möchte an dieser Stelle einmal anführen, dass ich der Meinung bin, dass in Badeanstalten, in denen man laute, billige Synthesizer-Musik einsetzt um fitnessbedürftige Menschen zum im Wasser herumhampeln anzuregen, das durch lautes Johlen begleitete Springen vom Beckenrand ausdrücklich erlaubt werden muss. Wenn einer lärmt, dann darf das der andere auch.
So geht Generationengerechtigkeit.

Dummheit

An dieser Stelle möchte ich mich mal in die Reihe derer einreihen, welche reihenweise Schmähartikel zu einer blödsinnigen und definitiv nicht mehr zeitgemäßen Regelung schreiben, die sich „Sommerzeit“ nennt.

Die Winterzeit, auch Normalzeit genannt, ist etwas feines. Die Umstellung im Herbst entsprechend auch, und das nicht nur, weil einem „eine Stunde geschenkt“ wird, wie viele Leute fälschlicherweise immer sagen. Mit der Umstellung der Sommerzeit in die Winterzeit wird lediglich der alle Jahre am letzten Märzsonntag wieder begangene Fehler korrigiert. Das Handwerk und die im Landschaftsbau tätigen Dienstleister und sicherlich noch eine ganze Reihe weiterer Berufsgruppen wird mit mir darüber einstimmen, dass es sinnvoll ist, die Zeit im Herbst so umzustellen, dass es nicht erst gegen Mittag hell ist, damit man seinem Tagewerk zu vernünftiger Stunde nachgehen kann. Die Arbeitszeit vieler Berufsgruppen, die auf Tageslicht angewiesen sind, beginnt üblicherweise gegen sieben Uhr morgens, plusminus eine Stunde. Mit der Normalzeit ist es wenigstens gegen acht hell, wenn die Tage am kürzesten sind. Passt.

Die Sommerzeit hingegen korrigiert nichts. Es fällt mir definitiv nichts ein, was die Sommerzeit argumentativ begründen würde. Es ist dann später am Abend noch hell, aber das wird es im Laufe der Zeit ja ohnehin. Und im Sommer, wenn die Nächte am kürzesten sind, kann keine Sau vernünftig einschlafen, weil die Sonne bis um Mitternacht vom Himmel brüllt (gefühlt).

Alle Welt motzt über die Sommerzeit, viele werden krank und die Produktivität sinkt, weil eine allgemeine Erschöpfung den Volkskörper heimsucht. Warum nicht beschließen, dass man nur noch einmal die Zeit umstellt im Oktober und es dann einfach mal bleiben lässt? Ein für alle Mal? Endgültig? Die Welt wäre eine bessere. Ein Bottich neues Gehirn den Entscheidungsträgern!

Gibt es eine Lobby, die das verhindert? Was sollte das für eine Lobby sein? Wer profitiert von der Sommerzeit? Biergärten? Sonnenmilchindustrie? Rolladen- und Vorhangproduzenten?

Ich wusste gar nicht, dass die so mächtig sind.

Die einzige Industrie, der ich eine gewisse Macht einräume, die sicherlich in den nächsten Wochen wieder ein sattes Umsatzplus verzeichnen wird ist die Kaffeeindustrie.

Entsprechend: Guten Morgen. Jetzt einen Kaffee.

Verwanzt

Verblüfft stelle ich fest, dass die ersten Reaktionen auf die Veröffentlichung meiner Beiträge seit einiger Zeit zuverlässig aus den USA kommen, will sagen die ersten Aufrufe erfolgen umgehend. Habe ich zu häufig das Schlagwort „Folter“ eingesetzt? Hat man mich auf dem Kieker? Wird bald mein Telefon, mein Auto und meine Wohnung verwanzt?

Who knows? Yes, you know!

Aber a propos verwanzt, die gemeinhin als Feuerkäfer bekannten Feuerkäfer heißen nicht Feuerkäfer sondern Feuerwanzen, weil es sich hierbei nämlich weniger um Käfer sondern eher um Wanzen handelt. Feuerkäfer erhält man, wenn man tierquälerisch veranlagt ist, unter Einsatz eines handelsüblichen Feuerzeuges, einer Dose Haarspray und infolgedessen nicht mehr langlebiger Käferpopulationen. Auch denkbar ist, dass man kleine Käfer als Munition für Luftdruckwaffen nutzt. Von beidem jedoch rate ich dringendst ab, denn derlei Tierquälerei ist völlig zurecht geächtet und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Puzzle

Vor ein paar Tagen habe ich eine frisch gefällte Robinie gefunden. Die Scheiben sahen aus wie Puzzleteile. Sehr hübsch, das. Als könnte man den toten Baum wieder zusammenbauen.

Hierbei musste ich an einen kleinen Film denken, den ich, ich war noch sehr sehr jung, im Fernsehen sah. Es war die Sendung mit der Maus, glaube ich, und da wurde das Fällen und Zerlegen eines Baumes gezeigt. Nachdem die Baumzerlegearbeiten vonstatten gegangen waren wurde der Baum wieder zusammengesetzt. Bis er wieder so dastand wie vorher. Jeder Schnitt wurde umgekehrt erneut durchgeführt und der Baum erwachte zu neuem Leben. Und ich war fest davon überzeugt, dass das wirklich geht! Ich glaubte, ich wäre Augenzeuge der Arbeit einer Dransäge geworden.

Es dauerte noch lange bis mir die manipulativen Fähigkeiten des Fernsehens bewusst wurden. Dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, Dinge rückwärts zu zeigen, ich konnte mir das in meinen kühnsten Träumen nicht denken! Bis ich dies herausgefunden hatte ging ich immer davon aus, dass das Absägen eines Baumes reversibel sei. Ich war nur verwundert, dass niemand einen Baum wieder mit seiner Säge zusammenfügte während ich zusah.

Kleine Kinder sind doch tatsächlich sehr dumm.

Und es geht ihnen tatsächlich auch sehr gut damit.

Verklappungslehre

Vor ein paar Tagen sah ich mich unweit meines Heimes mit diesem Anblick konfrontiert. In einer Stadt, in der man an den verschiedensten Orten seinen Sperrmüll kostenfrei verklappen kann (BSR), oder sogar seinen Sperrmüll abholen lassen kann (BSR) wird alles, was der Haushalt nicht mehr braucht einfach auf der Straße entsorgt, meistens mit dem freundlichen Hinweis „zu verschenken“ dran. Da steht gerne im strömenden Regen an der von Hunden meistbepissten Ecke tagelang ein zerschlissenes Polstermöbelungetüm zum Mitnehmen bereit. Das will doch aber keiner haben! Hundeuringetränktes, schimmelndes Schaumstoffzeugs! Denkt doch mal mit!

In diesem Falle haben die Verursacher zumindest eingesehen, dass das Möbelstück nichts mehr taugt. Sie haben sich Schablonen angefertigt und Schmähungen der Obrigkeit draufgeschrieben. Als politische Botschaft sozusagen. Relativ witzig, jedoch dumm. Denn merke: Wer das Ordnungsamt nicht haben will, der vermeide seine Notwendigkeit! Es ist ganz einfach: Ordnungsstreifen gegen wilde Sperrmülldeponien werden nicht als Taskforce aus dem Boden gestampft wenn es keine wilden Sperrmülldeponien gibt. Und wilde Sperrmülldeponien sind nicht nötig weil: siehe oben. Das Ordnungsamt zu verdammen indem man ihm vollkommen überflüssigerweise eine Legitimation erteilt ist hirnrissig.

Noch schlimmer als diese Witzkekse hier finde ich aber Leute, die sogar offensichtlich motorisiert sind. Die packen ihren Sperrmüll dann ins Auto, fahren in das nächste Naturschutzgebiet und werfen den Kram dort in den Busch. Sieht man sehr häufig. Das ist dann schon strafbare Blödheit. Sich juristisch relevant zu verhalten mit einem höheren Aufwand als die sinnvolle legale Variante. Wo soll das alles enden?

Eine wichtige Frage ist hierbei noch zu klären: Die Leute sitzen gerne da, wo es nicht stinkt, wo man sich keine Scherben in den Arsch piekt und wo man sich allgemein nicht fühlt wie auf einer Müllkippe. Dennoch verlassen die Leute oftmals die besuchten Orte wie eine Müllkippe. Warum? Häufig ist es einfach gedankenlose Ignoranz gepaart mit entsetzlicher Faulheit und dem Wissen, es kommt schon irgendein Trottel, der hinter mir aufräumt, damit ich morgen wieder alles vollmüllen kann. Das kostet aber alles Geld! Jeder motzt über irgendetwas, was die öffentliche Hand gefälligst zu tun hat, aber nie ist Geld dafür da. Aber jeder, der sein vollgerotztes Taschentuch fallen lässt anstatt es zur nächsten Straßenecke zu tragen und dort in den bereitstehenden Abfallbehälter zu werfen, der vergeudet Geld!

„Die Lehrer werden alle so schlecht bezahlt, deswegen ist mein Kind so doof!“ oder „Die Jugendeinrichtungen werden weggespart, deswegen ist die Jugend so doof!“ oder „Es gibt zu wenig Bibliotheken, darum bin ich so doof!“, oder „Man hat zu wenig Platz zum Atmen in der Stadt, wir wollen mehr Grünflächen haben, sonst werden wir alle doof!“, so hört man es von allen Ecken brüllen.

Nimm Deinen Müll mit und die Stadt kann sich eine Runde Wegfegen die Woche sparen. Pack die Exkremente Deines Hundes in die Mülleimer und die Stadt kann sich die Hundekackesaugautos sparen. Bring Deinen Sperrmüll zum Recyclinghof und die Stadt kann sich weite Teile des Ordnungsamtes sparen. Die eingesparten Mittel könnten theoretisch in die Behebung der offensichtlichen Misstände fließen. Das Geld liegt nicht auf der Straße, es liegt in Deiner Hand.

Nun mag man gerne noch einwerfen, dass das gesparte Geld doch vielmehr für blödsinnige Infrastrukturprojekte, sinnlose Flughäfen und überflüssige Barockschlösser ausgegeben wird anstatt für sinnvolle Dinge. Das ist sicher richtig und die nächste wichtige Baustelle. Aber anfangen kann man doch immer zunächst bei sich selbst. Dann kann man auch viel besser mit dem Finger auf die verschwenderische Kaste im Rathaus und im Bundestag deuten. Der Verschwender taugt nicht als moralische Instanz gegen Verschwendung.

Und Müll in die Gegend werfen und Botschaften draufschreiben wie auf dem Bild zu sehen, das ist etwa so sinnvoll wie Wale harpunieren und „Fuck Sea-Shepherd!“ auf die Kadaver zu tätowieren, oder Pandas erwürgen und „Leck mich, WWF!“ ins Fell zu rasieren. Nur etwas weniger brachial.

Macht keinen Sinn.

Kann man auch lassen.

Ich habe trotzdem gelacht.