
Halb
Irgendwie läuft manchmal auch alles irgendwie nur so halbrund…
Irgendwie läuft manchmal auch alles irgendwie nur so halbrund…
Ich habe die Lösung für das leidigste Problem eines jeden Haushalts. Nein, ich meine nicht, dass sich im Regal hinter den Büchern immer dicke Staubflusen sammeln, auch nicht, dass um die Lichtschalter herum immer so schnell unansehnliche Grabbelflecken entstehen. Nicht dass der rare Platz für Stehleiter, Staubsauger, Wischzeug, Schuhputzzeug, Ersatzglühlampen, Küchenhandtücher, Klopapierreserve und so weiter immer zu knapp bemessen ist. Auch nicht, dass das Öffnen der Fenster sich oftmals als schwierig erweist infolge abgestellter Gegenstände und Blumentöpfe auf der Fensterbank.
Das von mir hier beschriebene Phänomen soll das weltweit auftretende und von vielen schon wortreich erläuterte Einzelne-Socken-Problem sein. Jeder kennt es: Man hat Wäsche gewaschen, möchte diese zusammenlegen und stellt immer wieder fest: Scheiße, die paarweise auftretenden Socken haben ihre Paarbeziehung irgendwie aufgegeben und liegen nur partnerlos im Wäschekorb. Die temporären Singles kann man ja nicht einfach flugs mit irgendeinem anderen Socken zwangsvermählen. Ganz besonders deshalb nicht, weil ja der eigentliche Partner noch irgendwo sein muss, schließlich hat man die Socken ja vorher an beiden Füßen getragen und vermutlich zeitgleich ausgezogen, denn nur die wenigsten Menschen haben den „Ich-trage-einen-einzelnen-Socken-bis-sein-Gestank-die-Fliegen-von-der-Decke-holt“-Fetisch. Entsprechend geht man davon aus, dass der zweite Socken irgendwann wieder auftaucht. Man belässt die Einzelsocken einfach am Wäschefaltplatz, hoffend, dass der zweite einem dort in die Hände fällt.
Weil dies mit diversen Sockenpaaren passiert, man aber gerne ständig frische Socken an den Füßen trägt, kauft man immer wieder neue Socken, welchen das gleiche Schicksal zuteil wird und ehe man sichs versieht wächst irgendwo ein immenser Haufen einzelner Socken in der Wohnung an, an den man sich zum Sortieren bald nicht mehr herantraut. Bis man den Partner einer wieder aufgetauchten Einzelsocke findet muss man sich durch meterdicke Sedimentschichten der angesammelten Socken graben. Dies ist oft eine abendfüllende Aufgabe, und an abendfüllenden Aufgaben mangelt es mir wahrlich nicht.
Meine beiden großen Söhne haben eine interessante Taktik entwickelt: Die Pipi-Langstrumpf-Methode: Sie tragen einfach nur noch verschiedene Einzelsocken, die überhaupt nicht zusammenpassen. Dies korrespondiert aber nicht so recht mit meiner Zwanghaftigkeit, immer richtige Sockenpaare zusammenzuräumen, sobald ich welche erblicke. Denn alle Jubeljahre passiert es, dass ich mich in den großen Berg einzelner Socken hineinwühle und biblische Mengen von Doppelknäulen herzustellen imstande bin, welche wirklich zusammenpassen.. Meine Söhne popeln die dann wieder auseinander und machen einen neuen Haufen von Einzelsocken draus, stylebedingt. In mir wächst dann immer der größte Verdruss.
Meine eigene Taktik hingegen sieht anders aus. Ich habe einfach irgendwann beschlossen, dass es mir gewaltig auf den Keks geht mit den einzelnen Socken in meinem Sockenfach, dass die unterschiedliche Höhe und Beschaffenheit der einzelnen Socken es mir unmöglich macht, verschiedene Einzelsocken zu tragen, und dass ich für derlei Quatsch auch viel zu alt bin. Deshalb habe ich einen mächtigen Arm von Socken, einzelne wie auch paarweise auftretende, genommen und über den Jordan geschickt, will sagen die Mülltonne randvoll damit gestopft. Sodann habe ich ein Geldbündel geschnürt und dieses weise in dreißig Paare gleicher Socken investiert. Und niemand außer mir trägt diese Socken in unserem Haushalt. Wenn mir jetzt ein Einzelsocken kaputt geht, dann werfe ich ihn weg, sind ja noch 59 identische Socken übrig. Verschwindet einer im Sockenbermudadreieck, macht nix, sind ja immer noch 58 da.
Dieses Sockenkaufgeniestreichevent ist jetzt vier Jahre her, viele der Socken sind verschlissen oder verschwunden, doch auch dass stellt mich vor keine unlösbare Aufgabe, denn die gleiche Art von Socken gibt es nach wie vor zu kaufen und ich habe mir einfach ein Dutzend neuer Paare gekauft. Funktioniert super, die unüberschaubaren Einzelsockenberge in unserem Haushalt sind definitiv nicht mehr mir zur Last zu legen. Wenn ich jetzt noch irgendwann in der Lage bin, meinen Socken-paarweise-zusammenlegen-Zwang zu besiegen, dann werden schlussendlich nur noch die Einzelsocken meiner Frau übrig sein, und dann ist der Berg sicherlich auch schon kleiner, vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Himalaya und Fichtelgebirge.
Das wird schön.
Ich blicke lächelnd in eine erfreuliche Zukunft.
Mein Haustier trägt keinen Namen. Es ist kein Fisch, kein Hamster und auch kein Kätzchen, nicht mal ein Schwein.
Es ist von ganz allein in meinem Haushalt aufgetaucht und lebt still vor sich hin. Es ist haarig, jedoch nicht flauschig. Auch kann man ihm nicht direkt Niedlichkeit attestieren.
Ich füttere es nie. Doch höre ich darob niemals einen Klagelaut.
Es ist ein friedliches und nützliches Haustier.
Es lebt am Fenster in unserer Wäschekammer. Am Oberlicht. Seine Behausung hat es sich selbst gebastelt.
Es handelt sich um ein mittlerweile recht stattliches Exemplar einer Kreuzspinne. Sie residiert bei uns schon seit längerer Zeit und sie verhindert das nervige Herumgesumme lästiger Insekten, indem es diese in seinem formschönen Netz einfängt und sodann tötet und verspeist. Aufgrund dieser Eigenschaft wird die Spinne auch geduldet.
Zum Zeitpunkt ihres Einzuges hatten wir gerade ein kleines Problem in der der Wäschekammer nächstgelegenen Küche. Dort trieben Lebensmittelmotten ihr Unwesen und wir hofften bis zum Entdecken ihres Ursprungs die Population mithilfe unseres neuen Haustieres kontrollieren zu können. Nachdem wir die Motten in unserer Wohnung erfolgreich wieder ausgerottet hatten bangte ich kurzzeitig um die Spinne, war doch eine wichtige Nahrungsquelle derselben versiegt. Doch die Spinne blieb hiervon unbeeindruckt. Offenkundig kommen genügend andere Insekten von draußen herein, auch schweben gelegentlich mal ein paar Fruchtfliegen durch unsere heiligen Hallen und bieten sich als Nährstofflieferant an.
Zumeist saß unsere Spinne einfach nur da, inmitten ihres Netzes und tat nichts. Entsprechend wurde sie auch ohne die verflixten Motten weiterhin akzeptiert, jedoch nicht von allen geliebt. Mitunter glaubten wir sogar, sie sei bereits tot und hinge nur noch aus alter Gewohnheit oben im Netz. Seit ein paar Tagen jedoch ist ein gesteigertes Aktivitätsniveau zu beobachten, sie hampelt wild herum und tollt lustig durch ihre Behausung, sehr zum Missfallen meiner Frau. Sie hofft, die Spinne würde noch einmal jugendlich tun, um sodann plötzlich an altersbedingtem Multiorganversagen zu versterben. Auch erwog sie bereits einen hinterhältigen Giftmord. Dieser diabolische Plan wurde jedoch glücklicherweise in Ermangelung giftiger Kleinstinsekten, welche wir der Spinne verfüttern könnten, wieder verworfen.
Ich verteidige unseren achtbeinigen und vieläugigen Freund immerzu. Sein Leben ist mir lieb und teuer, ich mag die filigranen Formen seines Gespinstes, bewundere die Anmut seiner Zeichnung und freue mich über seine für mich sehr nützliche Art der Ernährung. Auch ist er sehr pflegeleicht, kümmert sich um alles selbst und lärmt nicht herum. Lediglich die Tatsache, dass die Spinne nicht stubenrein ist nervt leicht, sie kackt immer auf die Fensterbank.
Aber das lässt sich leicht wegmachen, und stinken tut es auch nicht.
Alles in allem kann ich nur jedem raten, sich in einer abgelegenen Ecke der Wohnung eine Kreuzspinne zu halten. Ihr Nutzen überwiegt die von ihr ausgehende Gefahr bei weitem. Auch ist die Gefahr, dass die Spinne durch die Wohnung trabt, um garstige Gespinstnester in den Körperhöhlungen der schlafenden Bewohner anzulegen gegen Null tendierend, eine Kreuzspinne ist stinkefaul und ein eingefleischter Stubenhocker. Sie verlässt ihr Nest praktisch nie. Bei unserer Spinne zumindest habe ich ein solches Verhalten bislang noch nicht beobachten können, sie hockt, wie bereits erwähnt, zuverlässig im Netz und lässt sich das Essen kommen, zwischendurch werden kleinere Reparaturmaßnahmen an der eigenen Immobilie vorgenommen, und selbst hierfür ist ein Verlassen des Netzes nicht vonnöten, dieweil alle Baustoffe körpereigen hergestellt werden.
Sollte dereinst einmal meine Spinne doch einen terroristischen Anschlag auf mein Leben verüben wollen, ich bin und bleibe unbesorgt. Ich habe einmal in einem Dokumentationsfilm gesehen, dass von Spinnen gebissenen Menschen plötzlich die Sinne geschärft, ihnen Superkräfte zuteil und ihre körperliche Anmut gesteigert werden.
Ich muss kurz nachdenken, wie hieß der noch?
Ach ja, Spiderman.
Die angeblich den Gesetzen der Physik trotzenden Hummeln schlurfen derzeit unvernünftigerweise in der Gegend herum und sind dabei gelegentlich etwas schwächlich infolge der langen Winterruhe und des doch sehr überschaubaren Nahrungsangebotes. Und die taumeligen Brummelgesellinnen sind nicht einfach irgendwelche Hummeln, nein, es handelt sich um deren oberste Kaste: Die Königinnen! Diese suchen neue Nistplätze um eine neue Dynastie für ein Jahr zu gründen.
Man hat nun mehrererlei Möglichkeiten des Umgangs mit den adligen Tieren:
Doch sollte man irgendetwas hiervon tun? Mitnichten! Niemals! Unter gar keinen Umständen! All dies wäre ein Verbrechen gegen die Natur! Ganze Hummelstaaten wären vernichtet, es käme einem Hummelgenozid gleich!
Und sind wir einmal ehrlich, wir alle finden es gut, dass es Geschöpfe gibt, welche dem Diktat der ungeliebten Physik zu widerstehen imstande sind und entgegen aller Wahrscheinlichkeit ihren voluminösen Leib mittels winziger Hautflügel in die Lüfte erheben können.
Das Einzige, was man also tun sollte, wird man einer netten dicken und schwächlichen Hummelkönigin gewahr, ist, sie mit ein wenig aufgelöstem Zucker aufzupäppeln, damit sie innert kürzester Zeit mit neuer Energie auf ihrer Suche nach einem geeigneten Nistplatz denselben finde, wo sie eine illustre Schar von Junghummeln hervorbringen kann, welche uns dann im Sommer mit ihrem tiefen Gebrumm erfreuen, diverses Obst und Gemüse durch Bestäubung möglich machen und gelegentlich sicherlich auch als Futter dienen kann für den einen oder anderen netten Singvogel.
Wohnung erfolgreich verwohnt. Plane Renovierung.
Das verwendete Gehackte für die Nachstellung der Schlacht aus dem letzten Beitrag ( https://thynnephph.wordpress.com/2016/02/06/carne-wall-2/ ) war immerhin Bio-Fleisch und wurde anschließend noch zubereitet und gegessen. Die Tieren waren vergleichsweise froh (obschon es vermutlich nicht diese grinsenden vier kleinen Schweinchen gewesen sind) und haben zumindest in den hier gehackten Teilen ihr Leben für vielerlei Zwecke gelassen (Broterwerb Bio-Bauer und Metzger, Kurzweil und Witzlieferant sowie Sättigung des Witzkekses nebst Sippschaft).
Entsprechend eine kleine Schweine-…ääh…Schweigeminute für die für den genannten Beitrag zu Schaden gekommenen Schweine.
Langsames Zählen von 1 bis 60
Danke.
Alle Jahre wieder…
Aus aktuellem Anlass hier noch einmal historisch genau dargestellt:
Die Entscheidungsschlacht am Carne-Wall.
Belustigt hatte ich gerade wieder meine alte elektrische Heckenschere in der Hand und las den verwirrenden Firmennamen darauf. Wie oft wird es wohl vorgekommen sein, dass ein Exemplar dieses Gartengerätes fälschlicherweise als Untensil für die Intimfrisurmodifizierung verwendet worden ist?
Ich will es lieber gar nicht wissen.
Schauder…