Weil ich mich so sorgfältig der morbiden Zurschaustellung grässlich verstorbener Lebewesen widme könnte hier der Eindruck entstehen, dass ich ein gar scheußlicher Zeitgenosse bin. Doch ist dem keineswegs so.
Vielmehr bin ich einem Lämmlein gleich ein sanftmütiger Gesell. Unlängst habe ich auch wieder einem Vögelein das Leben gerettet, welches sich in den mit großen Panoramafenstern ausgestatteten Schankraum einer Konsumwirtschaft verirrt hatte und dort panisch ein ums andere Mal gegen die Scheiben donnerte. Ich trieb es in die Enge und fing es ein, sodann verbrachte ich es in meinen Händen auf eine in der Nähe befindliche Weide außerhalb der Reichweite der ortsansässigen Katzen, öffnete meine Pranke und nahm frohlockend wahr, wie der kleine Spatz ohne Glas im Wege beherzt davon flog.
Ein paar Jahre bereits ist es her, dass ich einem etwas größeren Vogel, es handelte sich um eine junge Nebelkrähe, das Leben rettete. Dieser Vogel war wohl gerade fast flügge und hatte sich etwas überschätzt. Entsprechend saß er leicht verwirrt auf der Straße herum und wartete dort unsicher umherblickend auf den sicheren Tod durch Zermanschtwerden. Ich stoppte mein Gefährt und näherte mich dem Vogel. Mein Tun blieb nicht unbeobachtet, die Altkrähen schimpften und zeterten, auch wurde ich von ihnen angeflogen. Leib und Leben aufs Spiel setzend packte ich den Jungvogel und trug ihn, während ich ihn als lebenden Schutzschild über meinen Kopf hob um mich der Schnabelhiebe der Altvögel zu erwehren, von der Straße und setzte ihn in der Nähe auf ein Gartenhausdach, dann entfloh ich der flatternden Gefahr.
Wie gesagt, Sanftmütigkeit ist es meist, was mein morbide Anblicke liebendes Wesen seltsamerweise ausmacht.
Mit der Fotografie eines überflüssigerweise überfahrenen Tieres gebe ich seinem Tode noch ein wenig Sinn, wenn es schon nicht gegessen wird. Und mitunter hat der garstige Tod auf der Straße wenigstens noch einen ästhetischen Wert.
Manchmal.
