Antwort

Kürzlich wurde mir die Frage gestellt, wo denn die Botschaft all meiner Ergüsse läge, worauf das alles hinausliefe, ja, was das denn eigentlich soll?
Auf die Gefahr hin, dass man mir nun in großer Zahl den Rücken kehrt, werde ich die Frage, worauf das alles hinausläuft, mal flugs beantworten:
Auf nüscht.

Noch Fragen?

Krude

Gerade habe ich mit meiner Schwester über blödsinnige Theorien gesprochen, die man so in seiner Kindheit entwickelt. Dabei kamen Erinnerungen hoch:
Seinerzeit habe ich meine Kleine Schwester einmal in Angst und Schrecken versetzt, indem ich ihr mit meinem universellen Halbwissen und meiner wirren kindlichen Gedankenwelt wissenschaftlich fundierte Zusammenhänge zwischen der Anziehungsraft von Himmelskörpern in Abhängigkeit zu deren Größe sowie der zu erwartenden Masseentwicklung der Erde hinsichtlich Verwesungsprozessen darlegte:
Vom Hörensagen wusste ich, dass Menschen, Tiere und Pflanzen, wenn verstorben, zu Erde werden. Genauso wie Kompost. Anhand des Komposthaufens im Garten meiner Eltern konnte ich das auch sehen: Kartoffelschalen, Kaffeefilter, Eierschalen, Rasenschnitt und allerlei anderes Zeug wurden da hingeschmissen und wie von Geisterhand konnte mein Vater dann irgendwann fertigen Kompostboden da hervorzaubern.
Weiter darüber nachdenkend stellte ich fest, dass ich in meiner Eigenschaft als junger Mensch wachsen und somit mehr Masse bis zu meinem Tode anhäufen würde. Und dies täte nicht nur ich, das täten alle Menschen, alle Tiere, alle Bäume und so weiter und so fort. Logischer Schluss aus dieser Tatsache ist ja ganz glasklar, dass die Erde somit wächst wenn ich und alle anderen zu Erde werden und das in einem Fort so weiter zu gehen pflegt. Mit dem Wachstum der Erde steigt dann aber auch deren Anziehungskraft.
Man hatte mit erklärt, dass die Anziehungskraft des Planeten Jupiter so dermaßen stark sei, dass ich, beträte ich diesen Planeten, umgehend flachgepresst werden würde durch mein eigenes Gewicht. Diese Gefahr sah ich nun also in der Zukunft auf jeden Organismus des Planeten Erde zukommen. Nun kam noch die schreckliche Vokabel „Überbevölkerung“ und „Bevölkerungszuwachs“ aus den Nachrichten dazu und mir schien, die Gefahr sei nun schon ziemlich nah. Diese Gedankenspiele teilte ich nun mit meiner kleinen Schwester, und die scheint den ganzen Quark bis heute in ihrem Kopfe bewahrt zu haben. Als diffuse Angst im Hintergrund.
Ich glaube, sie wird nicht jede Nacht von Albdrücken geplagt, welche sie wegen dieser Angst schweißgebadet und schreiend aufschrecken lassen.
Dennoch habe ich ein leicht schlechtes Gewissen.

Der Spatz in der Hand…

Weil ich mich so sorgfältig der morbiden Zurschaustellung grässlich verstorbener Lebewesen widme könnte hier der Eindruck entstehen, dass ich ein gar scheußlicher Zeitgenosse bin. Doch ist dem keineswegs so.
Vielmehr bin ich einem Lämmlein gleich ein sanftmütiger Gesell. Unlängst habe ich auch wieder einem Vögelein das Leben gerettet, welches sich in den mit großen Panoramafenstern ausgestatteten Schankraum einer Konsumwirtschaft verirrt hatte und dort panisch ein ums andere Mal gegen die Scheiben donnerte. Ich trieb es in die Enge und fing es ein, sodann verbrachte ich es in meinen Händen auf eine in der Nähe befindliche Weide außerhalb der Reichweite der ortsansässigen Katzen, öffnete meine Pranke und nahm frohlockend wahr, wie der kleine Spatz ohne Glas im Wege beherzt davon flog.
Ein paar Jahre bereits ist es her, dass ich einem etwas größeren Vogel, es handelte sich um eine junge Nebelkrähe, das Leben rettete. Dieser Vogel war wohl gerade fast flügge und hatte sich etwas überschätzt. Entsprechend saß er leicht verwirrt auf der Straße herum und wartete dort unsicher umherblickend auf den sicheren Tod durch Zermanschtwerden. Ich stoppte mein Gefährt und näherte mich dem Vogel. Mein Tun blieb nicht unbeobachtet, die Altkrähen schimpften und zeterten, auch wurde ich von ihnen angeflogen. Leib und Leben aufs Spiel setzend packte ich den Jungvogel und trug ihn, während ich ihn als lebenden Schutzschild über meinen Kopf hob um mich der Schnabelhiebe der Altvögel zu erwehren, von der Straße und setzte ihn in der Nähe auf ein Gartenhausdach, dann entfloh ich der flatternden Gefahr.
Wie gesagt, Sanftmütigkeit ist es meist, was mein morbide Anblicke liebendes Wesen seltsamerweise ausmacht.
Mit der Fotografie eines überflüssigerweise überfahrenen Tieres gebe ich seinem Tode noch ein wenig Sinn, wenn es schon nicht gegessen wird. Und mitunter hat der garstige Tod auf der Straße wenigstens noch einen ästhetischen Wert.
Manchmal.

Unterkiefer

Ein langes Wochenende naht. Ich werde mich wieder in die brandenburgische Einöde zurückziehen und mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Baden auch. Und Bier trinken.
Zeitweise werde ich mich dabei sicherlich unter eine Föhre packen und mir Nadeln auf’s Haupt rieseln lassen, während mich die Kienäppel von unten pieken, bei Hitze die Nüstern gebläht den aromatischen Duft des Kiefernharzes einatmen und mich sommerlich fühlen.
Fein.
Unter knackenden Kiefern ist die Welt noch in Ordnung.

Gnatz, The Sequel

Die müssen doch wohl spinnen!
Mir fehlen die Worte!
Ich bin hochgradig erschüttert!
Zur Erklärung meines nun folgenden Berichtes empfiehlt es sich eventuell, den vor zwei Wochen verfassten Artikel „Gnatz“ (https://thynnephph.wordpress.com/2015/05/07/gnatz/) zu lesen.
Heute geschah es nämlich, dass ich mit all meinen Söhnen und mir selbst einen Termin im Bürgeramt hatte. Genau. Zeichen und Wunder, sowie meine zeitliche Flexibilität und meine Bereitschaft, die Jungs früher aus der Schule zu holen haben bewirkt, dass nur zwei Wochen vergehen mussten bis zu dem Termin. Natürlich nicht im Bürgeramt hier in meinem Stadtbezirk, sondern in einem ganz anderen. Und natürlich nur einen einzigen Termin.
Das Internet wies darauf hin, dass nur ein Kunde je Termin zulässig sei. Kein Problem, ich bin ja der einzige Antragsteller, sowohl für meinen eigenen Bedarf an einem erweiterten Führungszeugnis für meine Arbeit, als auch für die Anträge für Ausweispapiere meiner Kinder, entsprechend auch nur ein einziger Kunde. Die Kinder dürfen den Antrag ja noch nicht selber stellen.
Mit meiner gesamten Nachkommenschaft stürmte ich dann also heute das Büro der Dame im Bürgeramt, und diese klärte mich dann darüber auf, dass nur ein Kunde etc… Aha.
Innerlich machte ich mich nun auf eine lange Debatte gefasst, mit Flüchen und Verwünschungen, Unflat und Gezeter sowie dem pressewirksamen Besetzen des Bürgeramtes und eventuell auch mein künftiges polizeiliches Führungszeugnis betreffenden Gewalttaten. Der Magen brodelnd, die Adern an meinen Schläfen deutlich hervorgetreten und die Fäuste geballt versuchte ich es noch mit dem Argument, dass ich ja schließlich nur ein Kunde sei. Nein, so wurde erwidert, stimmt nicht, die Kinder sind ja auch jeweils Antragsteller. Die Amtsperson da vor mir war durchaus auch hartnäckig. Das Ringen würde dann wohl sehr zäh werden, so meine Vermutung.
Nun denn. Meine Mischpoke um mich geschart pflanzte ich meine 90 kg Kampfgewicht auf den mir zugewiesenen Stuhl und verlangte zunächst das erste Geschäft erledigt zu wissen. War auch schnell gemacht. Sodann erklärte sich die Dame dann auch bereit, die anderen Dinge zu erledigen, nicht allerdings ohne mich auf ihre Kulanz aufmerksam zu machen und mich darauf hinzuweisen, dass je Vorgang nur zwölf Minuten vorgesehen seien. Meine Entgegnung, dass ich als einzelner Kunde ja wohl so viele Vorgänge wie nur irgend möglich mitzubringen berechtigt sei wurde mir als falsch beschieden. Auf meinen Ausdrucken aus dem Internet steht ganz eindeutig in Großbuchstaben: 1 KUNDE JE TERMINVEREINBARUNG. Von wegen nur ein Vorgang ist da nichts zu finden.
Wäre aber auch noch schöner: Man kann hier in meiner Stadt einzelne Termine zu unmöglichsten Tageszeiten an den unterschiedlichsten Standorten der Stadt bekommen, aber immer nur einen, niemals vier oder fünf auf einmal. Wenn ich nun also mehrere Anliegen habe, zum Beispiel drei Ausweise für drei Kinder, dann muss ich jedes Mal einen halben Tag Urlaub nehmen und durch die ganze bekackte Stadt fahren und benötige dafür insgesamt vermutlich so viel Zeit, dass die ersten Ausweise schon wieder abgelaufen sein werden wenn der letzte beantragt worden ist und das Ganze für beschissene Papiere, die ich gar nicht haben will und noch dazu bezahlen muss und überhaupt! Ich werde irre! Und die größte Frechheit ist dann noch, dass man mir, noch andeutend, ich könne gleich wieder abhauen, erzählt, das sei ja alles keinerlei Schikane, sondern habe alles seinen tieferen Sinn?
??!??!??!!
Also mal ehrlich, da muss ich doch mal gewaltig meckern, auch wenn ich noch gestern schrieb, man solle bitteschön mal dankbar die Klappe halten. Soll man ja auch.
Ich auch.
Hat ja auch alles geklappt heute.
Ich war dann auch ganz brav und habe mich für die mir erwiesene Gnade freundlich bedankt und einen schönen Feierabend gewünscht.
Eigentlich jedoch sollen zunächst die Verantwortlichen Verwaltungschefbosse und später die unhöflich die Menschen wieder nach Hause schickenden Mitarbeiter bitteschön beim Scheissen vom Blitz niedergestreckt werden und diejenigen, die ihre Kunden maßregeln wollen, dass sie gefälligst künftig hanebüchene Stadtrundfahrten vornehmen sollen, anstatt alles an einer Stelle zu erledigen, denen sollen wenigstens die kleinen Zehen verdorren!
Habt Ihr es alle gut, dass ich keine Allmacht besitze!
Obwohl, hätte ich die, dann würde unsere Ämterwelt keinerlei Grund zur Klage zulassen.
Dann müssten die armen Blitze auch nicht zu scheissenden Leuten.
Wäre doch zu schön.

Schwein

Glück ist ein extrem ungleich verteiltes Gut.
Das ist sehr ungerecht.
Ich bin insgesamt ziemlich gut weggekommen.
Das ist für mich sehr angenehm.
Manchmal bin ich darüber ein wenig beschämt.
Immer jedoch bin ich sehr dankbar.

Ich bin ohne Krieg in einem reichen Land aufgewachsen.
Ich hatte eine behütete und glückliche Kindheit.
Ich hatte nie Probleme, Freunde zu finden.
Ich hatte keine nennenswerten Probleme in der Schule.
Mein toller Beruf ist mir zugelaufen.
Kinder kriegen war kein Problem.
Meine Kinder sind kerngesund.
Ich habe ein tolle Familie.
Ich leide keinen Hunger.
Ich habe ein Dach über dem Kopf.

Viele Menschen haben manches oder sogar alles davon nicht.
Wie gesagt, Glück ist sehr ungleich verteilt, ich habe eine Schippe mehr davon bekommen.
Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Am Boden zerstört

Seit dieser Begebenheit sind schon ein paar Jahre ins Land gegangen, doch fühl ich mich im Moment doch dazu bemüßigt, davon zu berichten:
Es war einmal ein Garten. Dieser befand sich in Berlin Zehlendorf, unweit der Rehwiese nahe dem Bahnhof Nikolassee. Dieser Garten war meiner und meiner Mitstreiter Obhut anvertraut, wir hübschten ihn an etlichen Stellen auf, räumten Wildwuchs ab, schnitten den Rasen, stutzten die Sträucher und taten im Allgemeinen das, was man als Gärtner in einem Garten so macht.
Grünabfälle, sofern nicht zu klobig, wurden auf einem eigens hierfür errichteten Komposthaufen der Wiederverwertung zugeführt. Dieser Komposthaufen befand sich inmitten eines kleinen Eibengebüschs, auf diese Weise den Blicken der Gartenbesitzer verborgen. Alljährlich zwei Mal wurde der Komposthaufen umgesetzt und gesiebt, im Frühjahr und im Herbst.
Als wir uns eines Tages im Frühjahr einmal wieder an dem Komposthaufen zu schaffen machten entsprang der Leibhaftige lärmend dem Eibengesträuch und griff mich frontal an, wild fuchtelnd mit schwarzem Leib und gelben Augen! Der Spuk war schnell wieder vorbei, nur um sodann kurz darauf von Neuem zu beginnen! Erschrocken floh ich vom Kompost fort auf die rettende Rasenfläche.
Als der erste Schreck sich gelegt hatte und mein Pulsschlag sich beruhigte wurde mir klar, was da für ein Derwisch mir an die Brust geschlagen hatte: Ein Amselmann hatte beherzt sein Nest verteidigt und mich erfolgreich in die Flucht geschlagen. Mit voller Wucht war er gegen meine Brust geflogen, wild mit den Flügeln schlagend und so eine größere Gestalt vorgaukelnd als er eigentlich besaß. Ich hatte Glück, dass sein Schnabel sich nicht in mein Brustbein gerammt hatte, so kräftig griff mich das irrsinnige Vieh an!
An dieser Stelle war die Verteidigung des Nistplatzes von Erfolg gekrönt, ich näherte mich dem Kompost in der nächsten Zeit zwar trotzdem, doch mit größter Vorsicht, um die Amselbrut nicht zu stören. Des Amselmannes Beherztheit war beeindruckend.
Manchmal jedoch ist diese Beherztheit eher kontraproduktiv, so zum Beispiel, wenn ein Amselmann in Rage ein Auto anzugreifen sucht. Diesem kleinen Amselmann hier ist entweder dies, oder aber ein Tiefflugmanöver ohne den rettenden Rechts-Links-Blick zum Verhängnis geworden.
Hoffentlich kann die dazugehörige Amselfrau ihre Nachkommen auch als Alleinerziehende durchbringen, auf dass auch in Zukunft mittelgroße schwarze Vögel für den einen oder anderen Adrenalinstoß zur Verfügung stehen.
Ruhe sanft, kleiner Amselmann.

Für die Ochsen

Was für die Gans St. Martin ist für den Flieder der Himmelfahrtstag, welcher gestern stattfand.
Zu St. Martin werden vielfach die berühmten Martinsgänse zubereitet und vertilgt. Zu Ostern sind es die Lämmer. Wobei in beiden Fällen das massenhafte Töten ein paar Tage früher stattfindet, damit die entsprechenden Kadaver am Feiertag lecker zubereitet auf dem Tisch zu stehen und die Tiere nicht mehr zu schnattern oder zu blöken haben. Der Flieder wird unfachmännisch am Himmelfahrtstag direkt zerrupft.
Aber gibt es als Mahlzeit auch einen Himmelfahrtsflieder? Nein. Altes Brauchtum verlangt es zu Himmelfahrt von vielen Männern, ihr Fahrrad aus dem Schuppen zu klauben, dies mit Fliederblüten zu bestücken und sodann alles daran zu setzen, sich unbeholfen auf dem geschmückten Fahrrad saufend durch die Lande zu bewegen. Sinn und Ziel dieses Brauches sind unbekannt. Und weil das unwürdige Treiben so gar unchristlich wirkt hat man dem Himmelfahrtstag bei diesem Tun auch den Namen Herrentag gegeben. Aber herrlich ist das auch nicht.
Menschen, die den Himmelfahrtstag nicht begehen, indem sie sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, nennen ihn gerne Vatertag. In etwa zur gleichen Jahreszeit gibt es ja schließlich auch den Muttertag, da braucht der Mann ja sein Pendant! Aber wenn man sich noch nicht fortgepflanzt hat, dann will man ja trotzdem. Oder erst recht!
Dass der Muttertag ein ganz normaler Tag ist wie jeder andere auch, das ist hierbei unerheblich. Der Vater- bzw. Herrentag hat gefälligst frei zu sein. Und weil das nicht reicht braucht man einen Donnerstag, bei dem sich der darauffolgende Freitag natürlich vorzüglich als Brückentag eignet! Um den Kater über das Wochenende zu kurieren und seine Wunden zu lecken. Und wenn beides sich noch nicht eingestellt hat, dann hat ma ja noch ein langes Wochenende, um derlei herbeizuführen.
Alle Jahre wieder ist Christi Himmelfahrt ein unwürdiges Schauspiel, ein Schaulaufen der fliederschindenden Ochsen.
Aber wenigstens sind die Herren zumindest an diesem Tag fähig, einen Flieder zu erkennen. Verbuchen wir es also einmal unter Heimatkunde.

Mitose

Verständnisfrage:
Wenn ich mich als Schurke von der Obrigkeit einfangen ließe und dann mit einem anderen Schurken gemeinsam mein Dasein im Knast im gleichen Raum fristen müsste, das wäre dann Zellteilung, oder?