
Richtigstellung
An dieser Stelle möchte ich noch schnell etwas klarstellen zu meinem vorhin veröffentlichten Schüttelreim (siehe: https://thynnephph.wordpress.com/2015/04/30/stillstand/) . Nicht dass man mich als einen Knülch hinstellt, der kein Verständnis hat für Baustellen. Immerhin bestreite ich meinen Lebensunterhalt zu beträchtlichen Teilen mit Baustellen.
Entsprechend möchte ich hier mal eine Lanze brechen für all die Bauarbeiter, die tagtäglich mit Schmähungen behelligt werden.
Baustellen sind oftmals nötig, wenngleich auch mitunter lästig. Das allgemeine Unverständnis Baustellen gegenüber, welches man oft wahrnimmt, rührt her von mangelnder Sachkenntnis. Viele Menschen sehen nur, dass eine Baustelle auf ihrem angestammten ausgetretenen Pfad begonnen wird und denken: „Oh Kacke, Baustelle!“. Anschließend sind sie jeden Tag angekotzt ob der Verzögerungen, die ihnen diese Baustelle einbringt. Häufig führt dies aber nicht zu einer sinnvollen Modifizierung des Arbeitsweges zur Zeitersparnis während der Bauphase mit zeitgleicher Horizonterweiterung, sondern nur zu dauerhaftem Gehupe und Gemecker darüber, dass die blödsinnigen Baupöbellahmärsche nicht weiterkommen. Man mutmaßt, dass diese den lieben langen Tag nur damit beschäftigt sind, biertrinkend den vorbeieilenden Damen hinterherzugaffen. Damit dieses Treiben nicht zu augenfällig ist wird die ganze Zeit unter Aufbringung größtmöglicher Staub- und Lärmmengen Dreck hin und hergeschoben.
Der Anblick der Baustellen scheint dies zu bestätigen: Nachdem die Straße oder der Radweg geöffnet wurde wird zunächst ganz viel Dreck weggefahren und danach Dreck wieder angekarrt und breitgemacht, nur um dann noch mehr Dreck zu bringen und den neuen Dreck auf den bereits liegenden Dreck aufzubringen. Zwischendurch wird dann immer nochmal Staub und Lärm gemacht. Und ganz plötzlich geht alles ganz schnell und die Baustelle ist fertig und jeder denkt: „Na bitte, warum nicht gleich so!“
Was der Laie aber nicht weiß ist, dass der Dreck, der nach und nach aufgebaut wird ganz besonderer Dreck ist, der Zaubereigenschaften hat: Er kann Lasten aufnehmen und verteilen und damit Fahrbahnverformungen vorbeugen. Und noch dazu vermag er die Deformierung der Wege durch Frost zu vermeiden. Und damit der spezielle Spezialdreck all dies kann muss er fachmännisch eingebaut werden. Und das machen die Fachleute auf den Baustellen sehr gewissenhaft.
Für Euch, die Ihr den lieben langen Tag Bauarbeiter über einen Kamm schert und sie verdammt und ihr Tun verteufelt. Damit Ihr, allein in Eurer Zweisitzerkarre die Straßen vollstellen und vollstinken könnt und aus dem Fenster blickend Bauarbeiter verfluchen könnt.
Stell Euch vor, die Bauarbeiter würden all dies nicht machen: Ihr hättet in einem Fort Achsenbrüche, dürftet Euch mit dem Auto nur noch mit zehn bis zwanzig Km/h bewegen, hättet keinen schnellen Strom, kein Gas, kein funktionierendes Wasser- und Abwassernetz, brächet Euch immerzu die Haxen an den Stolperkanten auf den Gehwegen und an Internet und all solche bequemen Sachen bräuchtet Ihr gar nicht erst denken.
Entsprechend senket künftig Euer Haupt in Demut und bringt den knochenhart arbeitenden Menschen auf den Baustellen einfach mal ein wenig Dankbarkeit entgegen.
Sie werden es Euch danken indem sie vielleicht etwas schneller arbeiten.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.