Wutbraü

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ich mich genötigt sah in Ermangelung alternativer Bierquellen in Südfrankreich die Früchte der elsässischen „Braukunst“ käuflich zu erwerben. Die Auswahl war immens. In französischen Supermarchés kann man unfassbar viele unterschiedliche Arten von sogenanntem Bier kaufen. Bloß schmecken tut es nicht so richtig gut. Aber sei’s drum. Spaß macht es auf jeden Fall dort Bier zu kaufen.

Zunächst ist man belustigt über die absurden Größen. Üblicherweise wird einem das Bier dort in Fläschchen angeboten, die man kaum leertrinken kann, weil sie in der Pranke versinken und vom Munde so schwer zu erreichen sind, winzig wie sie sind. Möchte man größere, so bekommt man Einliter-Glasflaschen, so wie die Einwegglasflaschen mit Fassbrause von Aldi früher. Oder gleich in 1,5-Liter-PET-Pullen. Schlimm. Gemeinsam haben all diese Flaschen den Schraubverschluss.

Die kleinen Flaschen bekommt man in unterschiedlichsten Gebindegrößen, angefangen bei vier Flaschen bis hin zu 30 (!).

Aber das lustigste an den Bieren sind zweifelsohne ihre Namen und deren Logos. Zum Piepen! Es wird versucht, die Biere möglichst deutsch zu benennen. Hierbei ist natürlich oftmals wichtig, das ganze mit den witzigen deutschen Umlautpünktchen zu versehen, und wie ginge das einfacher als mit dem im Namen unterzubringenden Terminus „Bräu“. So habe ich freudig erregt den Namen „Hopsenbräu“ lesen dürfen. Noch witziger jedoch ist die aufs Etikett gedruckte Unkenntnis der deutschen Sprache, wenn man die Umlautpünktchen auf den falschen Buchstaben setzt, wie in „Waldenbraü“.

Mein erklärter Liebling unter den französischen Bieren jedoch heißt zweifelsfrei „Zornbier“. Der Name allein schon klingt vielversprechend. Wie der gallische Zaubertrank, den Miraculix immer zusammenkocht. Lauert Gefahr, dann schnell ein Schluck Zornbier, in der eintretenden Rage kann man jeden Feind vernichten!

Merkwürdig am Zornbier ist jedoch das Logo. Das Wort „Zorn“ impliziert bei mir sogleich den wütenden Berserker, der alles zermalmt was ihm im Wege steht, nicht zu besänftigen, bis nur noch eine vollkommen verwüstete Endzeitlandschaft ihn umgibt. Doch was malt einem der Franzose unter den Schriftzug? Das genaue Gegenteil: Einen gütigen Hirten, umringt von seinen knuffigen Lämmlein.

Dieses Etikett ist ein König unter den Etiketten. Gott sei gepriesen, dass ich mir damals den Karton aufhob, welcher mich seit mehreren Jahrzehnten zuverlässig zu erheitern vermag. Bei meinen letzten Besuchen in Frankreich habe ich bedauerlicherweise das mittlerweile leicht verblasste Etikett nicht ersetzen können, weil ich dieses Bier nicht mehr fand. Sollte die Brauerei den Weg allen Irdischen gegangen sein, so starb mit ihr ein großer Name unter den schlechten Bieren.

Sauna

Weil noch ist ja Winter. Und kann man ja noch Wärme vertragen bei. So zusätzlich.

Und nun in Sendung-mit-der-Maus-Sprech: „Das war grammatikalisch falsch.“

Bestuhlung

Komme gerade aus meinem Badezimmer. Hinter der rückwärtigen Wand führt das Fallrohr entlang. Über das, was da so runterfällt mache ich mir üblicherweise keinerlei Gedanken. Doch gerade eben hat das Rohr auf eine nie dagewesene Art Geräusche gemacht. Laut. Rumpelnd. Hart.

In den oberen Stockwerken haben irgendwelche Mieter offenbar die Sache mit dem festen Stuhl gründlich übertrieben. Es klang nach mittelschweren Bürostühlen oder gar infolge akuten Monarchenmangels überflüssig (eher überunflüssig, will sagen knallbrettartig fest) gewordenen Thronen aus den Leitungsbahnen des Hauses heraus. Ich werde mal einen Treppenhausaushang machen mit der Empfehlung einer Ernährungsberatung.

Hilfe.

Reife

Heute musste ich in aller Herrgottsfrühe los um meinen Jüngsten vom Übernachtungsbesuch abzuholen. Die totale Blümeranz hatte ihn fest gepackt, Würfelhusten schüttelte ihn wie der Sturm die Espe.

Draußen fand ich eine doch endlich mal der Jahreszeit angemessene Kälte vor, ja es gab Frost in der vergangenen Nacht. Erkennen konnte ich diesen Umstand daran, dass das vor mir liegende Nagetier mit Reif (engl.: mature) überzogen war.

Regal

Meine Küche ist eine gute Küche. Sie ist groß genug, dass ein Tisch drin stehen kann an dem wir mit unserer fünfköpfigen Sippe sitzen und essen können. Sie hat zudem noch zwei Kammern, eine für die Wäsche und eine für das Futter. Sie ist außerdem recht charmant, weil sie die absurdesten Winkel im Grundriss hat, davon ziemlich viele und nur zwei rechte Winkel, wobei die eigentlich auch nicht so ganz recht sind. Insgesamt sehr fein.

Der hanebüchene Grundriss stellt mich allerdings nun vor Probleme. Zwar wohne ich seit nunmehr sechs Jahren hier, doch verändert sich ja gelegentlich mal was. So hat sich in meiner Küche die Höhe des Kühlschranks verändert, wodurch Essige und Öle nicht mehr praktischerweise auf seinem Dach abgestellt werden. Ist zu hoch jetzt. Entsprechend habe ich beim Gewinnen von Platz (Kühlschrank) Platz eingebüßt (Öl). Hierfür nun wollte ich gerade ein Regal bauen, doch ist der Winkel zwischen Herd und Wand, wo das Regal hinsoll, so dermaßen blöd, dass ich nicht recht schlüssig werde, wie denn das Regal zu bauen sei.

Nun habe ich zunächst zerknirscht eine Pause eingelegt (nicht in Öl) und versuche meine Gedanken und Ideen zu ordnen. Regal an der Wand führt zu versifften Regalböden nach Pfanneneinsatz. Regal am Herd führt zu verkokeltem Gesicht beim Bücken nach Öl. Regal wesentlich tiefer bauen führt zu Platzverlust in der Küche und verschenktem Raum im Regal. So lassen ist doof weil kein Platz für Öl. Für Umzug in Wohnung mit besser geschnittener Küche fehlt Geld und sinnvoller Grund.

Ich werde nun also noch einmal versuchen den Yogi-Sitz einzunehmen, mich vor dem künftigen Regalstandort hinsetzen und der kosmischen Weisheit harren, welche mich erleuchten möge.

Destroy Fasching!

Nachdem heute in Braunschweig die versammelte Narretei vorübergehend wegen Terrordrohungen der Innenstadt verwiesen worden ist wurde gerade im Radio angesagt, dass in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz der unsägliche Narrenzirkus wie gewohnt stattfinden werde, es bestehe keine Terrorgefahr.

Angesichts der Tatsache, dass diese alberne Regionalkirmes mittels öffentlich-rechtlichem Fernsehen unweigerlich die gesamte Republik nebst Nachbarländern in Angst und Schrecken versetzen wird und ganze Ballungsgebiete tagelang in Ausnahmezustand versetzt werden und dabei die dortige volkswirtschaftliche Produktivität vollständig zum Erliegen kommt halte ich diese Einschätzung für komplett falsch. Die Gefahr ist immens hoch, der Terror praktisch sicher.

Hilfe.