Wie Schnee

Sie sind überall.

Ich finde sie an Stellen, wo ich sie nicht erwartet hätte.

Seit einiger Zeit schon zeigen sie sich in der Öffentlichkeit.

Sie verdrängen ihre farbigen Kollegen.

Nach dem Rückgang ihrer Artgenossen haben sie in einigen Regionen bereits die Herrschaft übernommen.

Es wird immer schlimmer.

Nicht mehr nur im Barte und im schütteren Haupthaar, auch auf der Brust, in den Augenbrauen, gar auf dem Arm habe ich sie gesehen. Sicherlich findet man sie auch an weiteren Orten.

Die Rede ist von schlohweißen Haaren. Doch was sind sie, diese schlohweißen Haare? Was machen sie mit mir? Verändern sie mein Wesen? Werde ich zu gar einem Schloh?

Wenn ja, was ist das, ein Schloh? Ist er gefährlich? Lächerlich? Weise?

Ja, vermutlich ist er weise. Heißt vermutlich eigentlich gar nicht schlohweiß sondern schlohweis.

Das wird es sein.

Ich werde langsam wieder ruhig. Die Aufregung legt sich.

Alles wird gut.

Kaffeesatzlesen leicht gemacht

Dieser Kaffee schmeckt gut.

Der Kaffee ist heiß.

Möchten Sie Milch oder Zucker in Ihren Kaffee?

Ich trinke meinen Kaffee schwarz.

Kaffee muss vor dem Aufbrühen gemahlen werden.

Kochst Du mir einen Kaffee?

Es riecht nach Kaffee.

Ohne meinen Kaffee am Morgen kriege ich schlechte Laune.

In einem französischen Café nimmt man ein Croissant zum Kaffee.

Zu meiner Morgenzeitung gehört immer ein Kaffee.

Kaffee wird in den Tropen angebaut.

Kaffeemaschinen in Cafés vergällen mir den Genuss meines Kaffees durch ihren infernalischen Lärm.

Verflucht, der Kaffee ist alle!

Wie, Du trinkst keinen Kaffee?!

Soll ich noch einen Kaffee kochen?

Kommst du auf einen Kaffee mit rauf?

Mein Kaffee wird kalt.

Ich brühe mir noch einen Kaffee auf.

Der Kaffee ist mir aber zu stark.

Dieser Kaffee ist dünner als Audrey Hepburn.

Von Kaffee kriege ich Herzrasen.

Kaffee aus Kaffeepads sind ein Verbrechen an Geldbeutel und Natur.

Kaffeebauern sollten am Erlös des Kaffeehandels angemessen beteiligt werden.

Kauft mehr Fair-Trade- und Biokaffee!

Rettet die Welt durch bewussten Kaffeekonsum!

Darauf einen Kaffee!

Nie enden wollend…

Ohne Unterlass fällt Wasser vom Himmel. Sammelt sich. Fließt. Nimmt Dreck auf. Floddert trübe in Gullis. Sprazzelt verkeimt durch die Kanäle in die Spreevorfluter. Schwappt in die Spree. Versifft das dortige Wasser. Fließt weiter in die Havel und saut das dortige Wasser voll. Wabert in die Elbe und trübt diese weiter ein. Von dort schmutzig in die Nordsee. Und just daselbst passiert es dann, dass das versiffte Dreckwasser aus Berlin die dortigen Lebenden Pfützen (vgl. Qualle) vergiftet und diese dann verendet am Strand anlanden, da verdorren und das aus ihnen verdunstende Wasser als Regen wieder in Berlin niedergeht um den erneut angesammelten Schmodder über Gullis, Vorfluter, Spree, Havel usw. usf.

Unflat

Wenige Striche und Unflätiges steht auf einem Schild.

An dieser Stelle sei einmal gefragt, woher das Wort Unflat eigentlich kommt. Flätig als Wort ist zwar bekannt, bezeichnet allerdings keineswegs das Gegenteil des Unflätigen.

Was soll das?

Verwirrung treibt sich in meinen Eingeweiden umher und verheert mein Innerstes.

Holzweg

Als ich dereinst zum Gewerbeamt marschierte um meine eigene kleine GaLaBau-Firma anzumelden, da dachte ich, ich werde von Stund an kontinuierlich reicher. Schließlich war ich ja plötzlich Chef. Und Chefs sind reich. Klingt komisch, ist aber so.

Irgendwie aber hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, musste plötzlich horrende Summen an die Krankenkasse überweisen und andere solch unerfreuliche Dinge und -Schwupp!- hatte ich auf meinem Weg zum Reichtum zunächst einmal gewaltig Anlauf genommen. Das ist jetzt sieben bis acht Jahre her. Bin wieder fast bei Null angelangt. Ging auch zum Schluss recht fix. Möglicherweise habe ich jetzt das Tempo aufgenommen, welches nötig ist? Mal sehen.

Und wenn nicht? Nimmt man mehrfach Anlauf? Üblicherweise?

Darüber bin ich mir noch nicht im Klaren, tue aber was nötig ist. Möglicherweise.

Eventuell.

Vielleicht.

Mit Netz

Unlängst kam ich an einem Laden vorbei. Dieser hatte einen englischsprachigen Namen, obgleich in Berlin befindlich, welcher Rückschlüsse auf die Art des Ladens zuließ. Weil ich ja gebildet bin konnte ich die Worte übersetzen und machte mir so meine Gedanken, wie ich mir die dort feilgebotene Ware denn vorzustellen hätte und zu welchem Zweck ich sie überhaupt erwerben sollte. Lange währte mein Grübeln, doch irgendwann obsiegte die Neugier und ich beschloss, einfach mal den Kauf zu wagen.

Mit dem festen Vorsatz einen Engel zu erwerben (Tot? Lebendig? Zerwirkt?  Zum Schutz? Als Talisman? Als Gartenfigur? In Gedichtsform? Als Wurst? Engelsgleiche leichte Mädchen?) betrat ich den Angel Shop und nahm verwundert eine große Auswahl an Fischereizubehör wahr.

Anglizismen wollen bedacht sein, Sprachenmischmasch stiftet mitunter Verwirrung. Bedenke dies, Volk, denn sonst droht Ungemach mit religiös verbohrtem Pack! Was tun, wenn Papst und Kardinäle nach Erzengel Gabriel verlangen, man aber nur Köder, Blinker und unterschiedliche Ruten anbieten kann?

Die Sache hat einen Haken.

Ersatz

Heute morgen bin ich zur Arbeit gefahren. Soweit, so unspektakulär. Mein Weg führte aus der Innenstadt heraus direkt nach Osten in die Peripherie. Der Zeitpunkt war ein guter, um einen der atemberaubendsten Sonnenaufgänge der Menschheitsgeschichte vor sich zu sehen.

Leider hatte ich keine Zeit anzuhalten, um ein Foto des erhebenden Anblicks zu machen. Deshalb wird der Artikel hier auch nicht mit dem heutigen Sonnenaufgang bebildert, sondern Ihr müsst mit einem weit weniger spektakulären Sonnenuntergang aus dem Sommer 2013 in der Bretagne als armseligem Ersatz Vorlieb nehmen. Ich aber zehre noch eine Weile vom heutigen Morgen und kann nur jedem empfehlen, so oft es geht zur Zeit des Sonnenaufgangs gen Osten zu blicken.

Im Osten war nämlich nicht alles schlecht. Vor allem heute morgen nicht.