Besteck

Es geht mir gut. Ich habe alles, was ich brauche. Zwar hatte ich bei meiner Geburt keinen goldenen Löffel im Arsch, doch ziemlich sicher lag im Nebenzimmer irgendwo eine angelaufene silberne Kuchengabel herum.

Obwohl es mir eigentlich an nichts mangelt möchte ich doch stets noch mehr haben. Zum Beispiel will ich auch ein Haus. Mit Garten. Und noch mehr Zeit. Und weniger arbeiten. Für mehr Geld. Und mehr Urlaub. Und wenn mir danach ist, dann alles kaufen was mich reizt.

Aber würde das denn dann auch so schön sein wie erhofft? Wahrscheinlich nicht. Ich glaube, ich sollte mal irgendwelche von mir sozial beneidete Menschen dahingehend interviewen. Aber man kennt ja so wenige davon.

Wenn die allerdings alle auch nur halb so widerlich sind wie die Geissens, oder wie die da heißen, dann ist das auch besser so dass man die nicht kennt. Könnte ja abfärben, das.

Muss man in reich so sein? Vielleicht.

Wenn dem so ist, dann verzichte ich gerne auf goldene Löffel im Arsch und in dem meiner Familie und Nachkommenschaft. Als Besteck für mein Leben reichen mir dann doch die beiden an den Extremitäten außen angebrachten Fleischgabeln mit Daumen.

Ist schon alles ganz gut so.

Bin ja reich.

 

Monarchen

Ich war heute umtriebig. Aus. Dortselbst überkam mich ein menschliches Bedürfnis, es rief sozusagen die Natur. Und so begab ich mich dorthin, wohin auch der Kaiser zu Fuß hinzugehen pflegt. Und wie bei all den Malen zuvor traf ich auch heute dort keinen Kaiser an.

Insgesamt habe ich den Verdacht, dass es ein drastisches Missverhältnis gibt zwischen der Anzahl an real existierenden Kaisern und der Menge der für sie errichteten zu Fuß aufzusuchenden Örtlichkeiten.

Aber warum ist das so? Altes Konjunkturpaket?

Vielleicht.

Alleinstellungsmerkmal

Ich habe ja mal studiert. Und während des Studiums begab es sich, das eine Kommilitonin zu mir sagte, ich hätte ein krankes Verhältnis zu meinem Körper (vergl. Astralleib). Und das kam daher, dass ich ihr einen kleinen Schwank aus meim Lehm erzählte. Und zwar folgenden, welcher nichts krankes beinhaltet:

Seit ein  oder zwei Jahren Vater musste ich mich plötzlich mit ungewohntem Mobiliar herumschlagen. So zum Beispiel ein Potti (allgemein Töpfchen, wg. Sauberkeitserziehung). Dieser stand im Bad, welches unfassbar schmal war. Und direkt gegenüber vom Spiegel und dem Waschbecken befand sich die Heizung. An der Wand. So ein altertümliches Gerät mit so Metalllamellen (Geilomat. Drei L.). Der Potti stand im Bad neben der Heizung, ich wollte mir eine meiner seltenen Rasuren verpassen und hatte mir mein engelsgleiches, doch borstiges Antlitz bereits fachmännisch eingeschäumt. Auf dem Weg vor den Spiegel schlenzte ich lässig meinen Fuß seitwärts über den Potti und ZACK!, blieb ich mit dem Ballen unter dem großen Zeh an einer der Heizungslamellen hängen. Der Schmerz war enorm, doch ich war tapfer und hatte den perfekten Rasierschaum im Gesicht. Entsprechend nahm ich eine spontane Schonhaltung für den Fuß ein und hob den Zeh mitsamt Ballen leicht an, während ich mir das Barthaar abschabte. Und das tat ich gründlich.

Als die Arbeit getan war schaute ich mir dann den Huf mal an. Der Anblick war kontrastreich. Weiße Fliesen, dunkle Lache, weißer Fuß. Ich hatte mir den Ballen zur Hälfte geschält und aus der entsprechenden Wunde rann tiefdunkelrotes Blut. Und nicht wenig.

Was tun? Schnell Verband lieblos um die Haxe gewickelt und dann das Bad sauber machen. Doch ach, hatte ich nicht viel Energie aufgewendet um dieses schöne Blut zu schaffen? Einiges an Nahrung sowohl beschafft als auch verzehrt und zudem auch noch verdaut? Sollte ich diesen Teil meines Lebens einfach so wegwischen und fortspülen?

Aber was sonst?

Die Erleuchtung ließ nicht lange auf sich warten. Ich tunkte den Finger in mein Blut und schrieb eine Botschaft an die Fliesen:

I’ll be back!

Dann machte ich die Sauerei aber doch flugs weg, ich hatte Sorge, dass die Fugen wegen Hämoglobin verfärbt werden könnten, und das geht ja so schlecht wieder weg. Leider vergaß ich dabei, ein Foto zu machen.

Und jetzt mal Hand auf’s Herz: Wer hat schon einmal mit echtem Menschenblut Filmzitate an weiße Kachelwände geschrieben, ohne dafür jemandem Leid zuzufügen oder sich der Leichenfledderei schuldig zu machen?

Genau.

Nur ich.

Als einziger.

Allein.

Man huldige mir.

Gefälligst.

Ökofürst vs. Biograf

Das eine oder andere Mal habe ich hier mitten zwischen blödsinnigen Thynnephph ein wenig biografisches Material eingestreut. Um zu verdeutlichen, welche Beiträge das sind werden diese nun nachträglich in die Kategorie Ökofürst eingeordnet. Das wird es mir ermöglichen, später meine Autobiografie zu schreiben, nach der alle Welt sich ja bereits jetzt die Finger leckt (hoffentlich gewaschen), ohne mich übermäßig anstrengen zu müssen. Denn das Internet vergisst ja nie. Und ich vielleicht schon. Wegen Alzheimer. Oder sowas. Und dann steht hier ja schon alles.

Mein Plan ist ein guter Plan.

So.

Verduften

Gestern habe ich mal wieder einen Eintopf im Kessel bereitet. Es war ausgesprochen gemütlich, die Sonne schien und das Wetter hat auch noch mitgespielt (sensationelle Hitze von 7°C und strahlender Sonnenschein mitten im Dezember!). Und die Suppe war lecker. Was mir aber anschließend auffiel, nicht zum ersten Mal allerdings, das ist Folgendes:

Wenn man nicht direkt Altreifen oder anderweitigen Sondermüll in die Flammen wirft sondern vernünftiges trockenes Holz, dann duftet Feuer. Es riecht nach Geborgenheit, Wärme und überhaupt allgemein gemütlich. Sobald das Feuer aber aus ist und man sich von ihm entfernt, dann hat man nur noch unangenehmen Gestank in der Nase. Und der ist hartnäckig und setzt sich in den Klamotten und den Haaren fest. Und er kommt nicht mal auf die Idee, sich zu  verflüchtigen.

Die Gemütlichkeit eines Feuers kann also überhaupt nicht transportiert werden. Nichtmal als nette Duftnuance. Gewesenes Feuer ist nichts als Gestank und verbrannte Erde.

Und dennoch werde ich wieder und wieder Feuer machen und am Feuer sitzen.

Und entsprechend stinken.

Ein Bett im Kohlfeld

Ich habe ein Wochenende im Spreewald verbracht. Das ganze Wochenende habe ich an verschiedensten Stellen größere Ansammlungen von Grünkohl gesehen; in Gärten, auf Feldern und im Werbeaushang diverser Restaurants. Das hat Begehrlichkeiten geweckt.

Als ich im letzten Jahr etwa zur gleichen Zeit in etwa der gleichen Gegend ein etwa gleiches, erholsames Wochenende verbrachte habe ich auf der Rückfahrt bei einem Hofladen angehalten und dort einen stattlichen Sack frischen Grünkohls gekauft. Heute wollte ich, um eventuell eine Tradition aus der Taufe zu heben, am gleichen Orte wieder einen Sack Grünkohl käuflich erstehen. Der Hofladen war auch geöffnet, nur Grünkohl gab es keinen. Dafür aber grässliche Volks-Bums-Musik, mit unerträglichen billigen Elektro-Drum-Geräusch-Stümpereien als Rhythmus. Schlimm.

Wo soll das alles enden?

Gestank

Auch heute wieder ist mir Grauenhaftes widerfahren.

Nichtsahnend ging ich durch ein größeres Einkaufszentrum in der Peripherie meiner Stadt. Ich hatte gerade jeweils ein Dutzend Weihnachtssterne und ein Dutzend Holzkisten gekauft als Weihnachtsgruß an ein Dutzend Mitarbeiter, diese Güter wollten unbeschadet zum motorisierten Transportmittel bugsiert werden. Plötzlich fischte mich mit ihren Fangarmen eine Kreatur aus dem träge dahinfließenden Strom der Einkaufenden, einer Koralle am Riff gleich, so wie man es auch aus Touristenorten kennt, wo vor jedem Restaurant ein Fänger postiert ist, der die potentiellen Gäste mit seinen Lügenmärchen über gutes Essen in gebrochenem Englisch abgreift.

Die Gruselgestalt, die mich plötzlich in ihren Fängen hatte, wollte mir allerdings gar nichts zu Essen verhökern. Sie wiegte mich auch zunächst in trügerischer Sicherheit, indem sie mich fragte, wo ich denn die schönen Weihnachtssterne her hätte. Ich gab ihr brav Auskunft und wollte mich gerade wieder trollen, da ging das Verkaufsgespräch auch schon los. Ob ich denn nicht noch Geschenke bräuchte, sie hätte da ja etc. Erst da wurde mir die Gefahr bewusst. Und zu allem Überfluss handelte es sich auch noch um einen Stand mit Kosmetikartikeln. Mir schwante bereits Böses.

Die Dame hatte ratz fatz meine Handgelenke mit Duftpröbchen eingesprüht, einer für die Dame und einer für den Herren, und mir eine komische Creme auf den Handrücken geschmiert. Dabei handelte es sich um parfümierte Rasierschmiere, ich wisse ja Bescheid. Ich entgegnete, dass ich, wie unschwer an meinem polychromen Fusselbart zu erkennen sei, nicht so genau Bescheid wisse. Sie erwiderte, man könne sich dieses Zeug auch super in den Bart schmieren, weil riecht toll und störrische Bartborsten würden davon flauschig weich.

Nachdem ich also informiert wurde, um was für blödsinniges Zeug es sich handelte wollte sie mir einen ganzen Haufen von dem Mist zu einem Sonderpreis überlassen, keine Ahnung wie ihr Chef denn das bezahle, aber das habe ja mich nicht usw. usf…..

Unter fadenscheinigen höflichen Floskeln ließ ich das Geschäft lieber nicht zustande kommen und machte mich mit dem festen Vorsatz vom Acker, diese Gegend der Stadt wegen des großen Gefahrenpotentials künftig weiträumig zu umfahren. Allerdings war es ja schon viel zu spät. Im Auto merkte ich erst wie schlimm diese unheimliche Begegnung mich getroffen hatte. Meine Handgelenke stinken zum Gotterbarmen! Jetzt habe ich mir die Handgelenke bereits zweimal ausgiebig gewaschen und insbesondere der Omageruch vom rechten Handgelenk geht nicht ab! Ich habe schon den Gedanken gewälzt, mir eine aufgeschnittene Zwiebel ans Handgelenk zu binden. Zwiebeln sollen ja in der Lage sein, die schlimmsten Gifte zu neutralisieren. Zumindest Wespenstiche u.ä. Ich glaube, das mache ich. Ansonsten werde ich den heutigen Tag sicherlich nur noch mittels Vollrausch überstehen können.

Ich habe Angst, der Gestank könnte ewig an mir haften bleiben.

Hilfe.