Der Verkehr. Heutzutage. Also früher…ja, da war alles noch besser als heute. Echt.
Also mal ernsthaft. Früher. Da konnte man noch auf der Straße Skateboard fahren, und wenn dann ein Auto kam, dann war das gar kein Problem, weil ja noch nicht an jeder Straßenseite Autos parkten und die Autos zudem auch noch schmaler waren. Aber heute! Im Gegensatz zu früher! Ich muss schon sagen…. Hilfe.
Doch worauf will ich hinaus? Auf folgendes: Wenn man sich mal dazu durchgerungen hat, sich fortzupflanzen, und wenn man das dann sogar erfolgreich getan hat, und wenn man dann seinen Nachwuchs auch noch gerne hat (ich weiß, ziemlich viele Wenns), dann kommt man irgendwann zu dem Schluss, dass die schlimmsten Gefahren auf dieser Welt auf der Straße herumdüsen. Doch wie soll man den Nachwuchs vor dem Verkehr schützen? Eine vernünftige Verkehrserziehung muss her. Und hier nun kommt mein Verkehrserziehungsdachs ins Spiel:
Es war einmal ein junger Vater (ich), der mit seiner Familie (meiner Familie) in Urlaub (mein Urlaub) fuhr. Der Sohn war zwei, der zweite Sohn noch originalverpackt in der Mutter und das Wetter schön. Den Ostseeradweg, auf diesem Abschnitt eine kleine Straße, per Pedes nutzend begab es sich, dass unsere Protagonisten (wir) plötzlich auf dem Wege liegend einen Dachs (Dachs) vorfanden. Dieser hatte offenbar eine weniger erfreuliche Begegnung mit irgendeinem motorisierten Vehikel. Äußerlich unversehrt muss es ihn innerlich doch irgendwo relativ schlimm erwischt haben, ein rotes Rinnsal ergoss sich aus seinem Rachen über die Straße, auch den obligatorischen letzen Käckel hatte er geschissen. Sonst ein schönes Exemplar seiner Gattung. Ich machte ein paar Fotos, mein Sohn beäugte interessiert den Kadaver und freute sich dann, dass der Dachs ja, wenn ausgeschlafen, aufstehen werde, um sodann wieder nach Hause zu seiner Mama zu gehen. Ich aber, grausam wie die Welt selbst, nahm meinem Sohn diese Vorstellung und klärte ihn darüber auf, dass dieser Dachs NIE WIEDER zu seiner Mama ginge, er sei tot und könne gar nichts mehr machen. Nie. Nicht zu seiner Mama, nicht zu seinen Freunden, nichts mehr essen, nichts mehr trinken. Der sei tot. Mausetot und das für immer. Und das nur, weil er auf der Straße nicht aufgepasst habe.
Mein Sohn, von dieser Tatsache sichtlich erschrocken, fragte auch in den nächsten Tagen gelegentlich nach dem Dachs, auch verhielt er sich an der Straße etwas vorsichtiger. Als ich das Foto dann irgendwann entwickelt hatte (siehe Fußnote), da nutzte ich das Bild immer wieder einmal, um meinen Sohn zu maßregeln, wenn er sich an der Straße fehlverhalten hatte. Seine Vorsicht war dann auch gleich wieder da.
Mein Verkehrserziehungsdachs hat jedenfalls sein Leben nicht umsonst auf der kleinen Straße in Beckerwitz im Sommer 2002 ausgehaucht. Ihm verdanke ich, dass meine Kinder in der Lage sind, sich im Verkehr zu bewegen.
Fußnote zu Füßnotenhinweis aus Text: Jawoll. Entwickelt. Das war damals noch so. Da gab es noch Fotoapparate mit Film drin, und ob die Bilder gelungen waren, dass wusste man erst viel später. Und man fotografierte noch vergleichsweise sparsam. Ein Urlaub, siebzig, im Extremfall hundert, eher einhundertundacht Fotos. Die macht man heutzutage schon allein von der Eingangspforte des Hotels. Schlimm. Aufgrund der altertümlich analogen Aufnahmetechnik ist das Bild derzeit noch vergleichsweise von sehr minderwertiger Qualität. Sobald ich das Negativ wiedergefunden habe wird nachgebessert. Und dass die Fußnote nicht wie üblich mittels Fußnotenziffer angekündigt und entsprechend unten hingebastelt ist, das liegt an meiner Unfähigkeit und an meiner mangelnden Geduld. Und etwas Stümperhaftigkeit kann ja auch charmant sein.